Abitur 2016 in Berlin: Antonia, 900 Punkte - Berlins beste Abiturientin
Mit Antonia Arndt schaffte erstmals eine Berlinerin die volle Punktzahl im Abitur. Mit einer Sonnenblume fing alles an.
Wer, um Himmels Willen, kann überall eine Eins plus schaffen? In jedem Kurs, in jeder Prüfung, in jedem Fach, egal ob Sport oder Latein, egal ob mündlich oder schriftlich? Das wollte man schon gern wissen, nachdem die Bildungsverwaltung vergangene Woche bekannt gegeben hatte, dass eine Schülerin des Dahlemer Arndt-Gymnasiums die höchste denkbare Abiturpunktzahl erzielt hatte – erstmals seit es eine zentrale Abiturdatenauswertung gibt.
Inzwischen ist die Wer-Frage beantwortet: Die 18-jährige Antonia, die mit Nachnamen zufällig genauso heißt wie ihre Schule, hat die 900 Punkte auf dem Zeugnis. Aber wie?
Die Antwort fängt mit einer Sonnenblume an. Die hat ihr die Klassenlehrerin am ersten Schultag in die Hand gedrückt. Man sieht sie auf den Einschulungsfotos auf Antonias Tisch im Klassenzimmer liegen. Dahinter steht sie mit dem großen Ranzen und mit der Schultüte, die ihre Eltern mit den Kinderbildern ihrer Tochter beklebt haben.
Das Geheimrezept: Schularbeiten nicht vor sich herschieben
„Alles war von Anfang an positiv und vertraut“, erzählt die Zehlendorferin über ihre frühen Schulerfahrungen: Einige Kinder aus der Kita-Gruppe wechselten mit ihr zusammen in die Zinnowwald-Schule, die sogar in der selben Straße wie die Kita war. Ein Idealstart. Noch wichtiger aber ist wohl, dass sie keine unerledigten Sachen vor sich herschiebt: „Ich habe immer sofort nach dem Unterricht die Schularbeiten gemacht“ und überhaupt sei sie „ehrgeizig und zielstrebig“.
Ansonsten: Keine übersprungenen Klassen, nicht einmal ein vorgezogener Wechsel ab Klasse 5 aufs Gymnasium, „denn dann hätte ich Alt-Griechisch lernen müssen“, begründet Antonia ihren Verzicht auf einen frühen Gymnasialstart. Auch von Latein ab Klasse 7 wollte die Zehlendorferin erst nichts wissen, aber da gab es einen Infoabend am Arndt-Gymnasium, bei dem ein Lehrer offenbar sehr überzeugend für die alte Sprache geworben hat.
Antonia hat in der Oberstufe Latein und Biologie als Leistungsfächer gewählt und Mathematik sowie Politik zu weiteren Prüfungsfächern gemacht. Sie hat sich in der Präsentationsprüfung mit der Frage beschäftigt, ob sich die Flüchtlingskrise von 2015 mit der Einwanderung der Hugenotten vergleichen lässt, sie hat als Sportkurse Gymnastik, Badminton, Volleyball und Fitness belegt, und sie hat überall die volle Punktzahl erreicht. Überall Eins plus.
"Bei den Prüfungen hatte ich kein perfektes Gefühl"
Das mit den 900 Punkten war für sie dennoch nicht absehbar. „Ich habe nicht damit gerechnet, weil ich bei den Prüfungen kein perfektes Gefühl hatte“. In der Biologieklausur gab es eine Quelle, „bei der man nicht wusste, zu welcher Frage sie gehörte“. Auch die Grundkursklausur in Mathematik fand sie „nicht so unglaublich leicht“. Sie würde sich ihre Arbeit gern nochmal ansehen, um zu verstehen, wie das 15 Punkte werden konnten.
Ein Kinderspiel war die Schule für die Tochter zweier Lehrer nicht. „Mal habe ich gern gelernt, aber mal war ich auch gestresst“. Dennoch reichte es auch in der Mittelstufe immer für sehr gute Noten, und vor drei Jahren kam noch intensives Volleyballtraining im VfK Südwest dazu. Rund zehn Jahre lang hat sie Klavier gespielt
Erstmals ganz unspektakulär zum Bundesfreiwilligendienst
Und jetzt? Was tun mit diesem Superzeugnis? Antonia beginnt das Leben nach der Schule ganz unspektakulär im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in einem Berliner Sportverein, den sie bei der Organisation des Internationalen Turnfestes unterstützen wird. Nebenbei will sie vielleicht schon mal Vorlesungen belegen, um sich zu orientieren, weil sie noch nicht weiß, was sie studieren will. Vielleicht Wirtschaft oder Politik. Auf jeden Fall kann sie es sich frei aussuchen, denn kein Numerus clausus der Welt kann sie von irgendeinem Fach ausschließen.