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Letzter Halt: 2006. Bis dahin hielten die ICEs am Zoo.
© dpa

Bahnhofsdebatte: Anrainer und Politiker wollen ICE-Halt am Zoo

Im Mai 2006 hielt der letzte Schnellzug am Bahnhof Zoologischer Garten. Seitdem ist viel passiert in der City West, doch die Bahn will ihre ICEs dort trotzdem nicht stoppen lassen. Bezirkspolitiker wollen es dabei nicht belassen - und haben den ersten Zug schon ausgemacht

Kleine Schritte sollen den Bahnhof Zoo wieder zu einer Fernbahnstation machen. Zuerst könnte der Berlin-Warschau-Express dort halten, der auf dem Weg vom Abstellbahnhof in Grunewald den Zoo passiert, anschließend könnten auch Züge in den so genannten Tagesrandzeiten stoppen. Und wenn dadurch der Fahrplan nicht durcheinander gerät, müsste die Bahn wohl alle Fernzüge, die durch den Bahnhof fahren, auch wieder halten lassen. So zumindest sieht der Fahrplan der SPD aus, die hier das Feld „dauerhaft beackern“ will, bis der Zoo wieder Fernbahnhof ist. Dies kündigte die Vorsitzende des Fachausschusses Mobilität der SPD, Sybille Uken, jetzt auf einer von der Partei organisierten Podiumsdiskussion an.

Gottfried Kupsch von der AG City hatte auch gleich einen Vorschlag, wie der Senat, der im Koalitionsvertrag das Ziel Fernbahnhof Zoo aufgenommen hat, die Bahn in Zugzwang bringen könnte: Mit einem Umbau des Hardenbergplatzes zu einem attraktiven Stadtplatz. Pläne gibt es seit Jahren, sie kommen aber nicht voran. So wie die Überlegungen der Bahn, den Bahnhof umzubauen, der heller werden und weiteren Platz für Geschäfte bekommen soll. Auch eine Freiterrasse am ehemaligen Restaurant ist im Gespräch. Entscheiden will sich die Bahn nach Angaben eines Sprechers aber nach wie vor erst Ende des Jahres.

Staatssekretär Christian Gaebler aus der Senatsverkehrsverwaltung verwies darauf, dass der Bahnhof Zoo nach wie vor die beste Anbindung aller Bahnhöfe an den Nahverkehr habe. Zudem sei die City West seit dem Abkoppeln des Bahnhofs vom Fernverkehr im Mai 2006 enorm aufgewertet worden, was einen Halt von Fernzügen rechtfertige. Doch die Bahn sei „beratungsresistent“.

Die Bahn argumentiert, bei einem Stopp der ICE im Bahnhof Zoo sei der Fahrplan nicht mehr einzuhalten. Deshalb hatte Bahnchef Rüdiger Grube zuletzt auch einen Stopp der ICE-Züge in Potsdam abgelehnt, die derzeit dort über den Hauptbahnhof umgeleitet werden, weil ihre Stammstrecke nach Hannover wegen Hochwasserschäden immer noch gesperrt ist. Hier kontert der Fahrgastverband Pro Bahn: Durch gleichmäßigere Haltezeiten und Zugabstände würde die Pünktlichkeit sogar erhöht.

Aber auch ohne die Bahn könnten bald wieder tagsüber Fernzüge im Bahnhof Zoo halten. Schon im vergangenen Jahr wollte der Kölner Sonderzugveranstalter MSM mit Regelzügen von Köln nach Berlin fahren – mit Halt im Zoo. Die von der Bahn angebotenen Zeiten seien aber vor allem am Wochenende nicht annehmbar gewesen, sagt MSM-Geschäftsführer Niko Maedge. Er wolle aber nach wie vor schnellstmöglich starten. Am Mittwoch führte er wieder Gespräche mit der Bahn.

Die ehemalige Pfarrerin Helga Fritsch, die eine Bürgerinitiative für den Fernzughalt angeführt und 150 000 Unterschriften gesammelt hatte, kündigte an, sie mache weiter.

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