Flughafen Schönefeld: Anbindung an den neuen Flughafen Schönefeld steht - alle zehn Minuten eine S-Bahn
Im Juni 2012 soll der neue Flughafen eröffnet werden. Nun ist bereits die Anbindung organisiert. Mit Bahn und Bus geht es zügig Richtung Stadt.
Die hochrangigen Strippenzieher sind zu fünft und werden zusätzlich von zwei Männern mit Scheren unterstützt. Und doch verwurstelt die Plane, die feierlich den Werbewürfel in der Halle des Hauptbahnhofes enthüllen soll. „30 Minuten – So schnell von hier zum neuen Flughafen“, steht darauf. Die sogenannte Minutenkampagne wirbt ab sofort für die Anbindung des Flughafens BER in Schönefeld, der am 3. Juni 2012 eröffnet werden soll. Zur Präsentation sind neben dem Regierenden Bürgermeister, Wahlkämpfer und Flughafen-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) auch Flughafenchef Rainer Schwarz samt seinem Technikchef Manfred Körtgen, der Berliner Bahnchef Ingulf Leuschel sowie Hans-Werner Franz, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes VBB, erschienen. Ihre gemeinsame Botschaft: Im internationalen Vergleich und angesichts der zähen Vorgeschichte wird der Flughafen bestens erreichbar sein.
Sowohl der Regierende als auch der Flughafenchef ließen durchblicken, dass die Bahn in den vergangenen beiden Jahren deutlich kooperativer geworden sei. Inklusive S-Bahn werden täglich rund 500 Züge durch den sechsgleisigen und mehr als 600 Millionen Euro teuren Bahnhof unter dem neuen Terminalgebäude rollen. Doch vom Vorteil der Stadtnähe wird der Flughafen auf absehbare Zeit nur eingeschränkt profitieren, denn der kurze Weg über die Dresdner Bahn lässt weiter auf sich warten. Leuschel wollte auf Nachfrage gar keine Prognose abgeben, wann die umstrittene Strecke durch Lichtenrade wiederaufgebaut wird: Das Planungsverfahren liege beim Eisenbahn-Bundesamt, sagte er nur. VBB-Chef Franz mutmaßte, dass es wohl nicht vor 2019 werde. Den möglichen Zeitgewinn für die Fahrgäste schätzt er auf mindestens zehn Minuten.
Nachfolgend ein Überblick über die Anbindungen zur Eröffnung des Flughafens:
MIT DER S-BAHN
Die S 9 fährt von Pankow über Ostkreuz und Schöneweide zum neuen Flughafen. Die krisenbedingt noch bis Oktober 2011 eingestellte S 45 soll vom Südkreuz über Neukölln und Schöneweide zum BER fahren. Die exakten Fahrzeiten sind noch offen; beide Linien zusammen ergeben einen Zehnminutentakt.
MIT DEM AIRPORT-EXPRESS
Der RE 9 fährt alle halbe Stunde vom Hauptbahnhof über Potsdamer Platz und Südkreuz zum BER. Hinzu kommen der RE 7 von Dessau über Potsdam, Berlin-Zoo, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof und Karlshorst sowie die RB 14, die von Nauen über Spandau und Charlottenburg dieselbe Strecke quer durch die Stadt fährt. In der Summe ergibt sich so ein Viertelstundentakt. Laut VBB-Chef Franz werden die Airport-Express-Züge durchweg klimatisiert, videoüberwacht und mit Anzeigen zu den Abflügen ausgestattet sein. Der jeweils mittlere Waggon soll behindertenfreundlich sein. Die Fahrscheine kosten zunächst 3 Euro; so viel kostet das ABC-Ticket. Die Fahrzeiten: je 22 Minuten ab Südkreuz und Ostbahnhof, 26 ab Alex, 29 ab Friedrichstraße, 30 ab Hauptbahnhof und 39 ab Bahnhof Zoo. Von Potsdam fährt im Stundentakt die RB 22 über Golm und Saarmund zum Flughafen. Nach Auskunft von Franz ist gesichert, dass der erste morgendliche Zug mindestens eine Stunde vor dem ersten Start eintrifft und der letzte abends eine Stunde nach der letzten Landung abfährt.
MIT DEM BUS
Der X 7er ab U-Bahnhof Rudow und der X 11er (Lichterfelde-West – Dahlem – Johannisthaler Chaussee – U-Bhf. Rudow) fahren jeweils alle zehn Minuten, so dass die U 7 im Fünfminutentakt an den Flughafen angebunden wird. Hinzu kommt der 263er über Waltersdorf zum S-Bahnhof Grünau (alle 20 Minuten). Nachts sollen die Nachtbusse N 7 (von Spandau über Rudow) und N 64 (von Kaulsdorf über Köpenick und Adlershof) jeweils alle halbe Stunde fahren. Für Passagiere dürften diese Linien wegen des Nachtflugverbots kaum relevant sein. Ins Umland fahren Busse nur im Stundentakt. Allerdings können die insgesamt sechs Linien bei passender Abstimmung für manche Orte günstige Takte ergeben, zum Beispiel alle 20 Minuten ab Königs Wusterhausen und Waltersdorf sowie alle 30 Minuten ab Mahlow.
MIT FERNZÜGEN
Am besten ist Hannover erreichbar – dank je zweier ICEs und ICs pro Tag. Der eine IC fährt weiter bis nach Amsterdam. Hinzu kommen zwei Eurocitys, von denen einer nach Hamburg und der andere über Breslau (Wroclaw) nach Krakau fährt. Letzterer bildet zunächst die einzige Direktverbindung nach Polen, obwohl von dort schon jetzt rund zehn Prozent der Schönefelder Passagiere stammen – rund 700 000 pro Jahr. Deutlich besser kann die Anbindung laut Franz werden, wenn die Bahn das letzte Brandenburger Teilstück in Richtung Stettin elektrifiziert und nach dem Umbau des Ostkreuzes auch Züge von Posen und Frankfurt (Oder) her direkt nach Schönefeld gelangen.