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Ein Bild aus besseren Zeiten. Der Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni ist weit über Charlottenburg hinaus bekannt.
© imago/Bernd Friedel/Allerlei

Senat erlaubt Stöbern nach Antiquitäten und Gebrauchtwaren: Am Wochenende öffnen Trödelmärkte wieder

Mitte März mussten alle Berliner Flohmärkte schließen, nun können sie unter Auflagen weitermachen. Die Erwartungen der Händler und Veranstalter sind verhalten.

In dieser Woche „bin ich nur am Telefonieren“, sagt Kerstin Hildner vom Trödel- und Kunstmarkt an der Straße des 17. Juni. Am Montagnachmittag hatte ihr das Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf per E-Mail mitgeteilt, dass die mehr als 50 regelmäßigen Trödelmärkte in Berlin wieder öffnen können. Hildner organisiert den seit 1973 bestehenden Markt für dessen 83-jährigen Gründer Michael Wewerka. Sie kann „nicht abschätzen, was am Wochenende passiert“.

Klar ist, dass zu den gewohnten Zeiten am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 17 Uhr verkauft werden soll. Da eine große Fläche zur Verfügung steht, könnte es trotz der Abstandsregeln in der Coronakrise theoretisch wie üblich etwa 100 Stände geben. 

Noch liegen aber deutlich weniger Anmeldungen vor. Die amtliche Erlaubnis sei „recht kurzfristig“ gekommen, sagt Hildner. Manche der überwiegend gewerblichen Anbieter müssten noch logistische Probleme lösen und beispielsweise ihr Transport- oder Verkaufspersonal nach der mehr als zweimonatigen Zwangspause zurückholen. Außerdem sei fraglich, inwieweit sich der Trödelhandel derzeit überhaupt lohne.

Normalerweise lockt der in Reiseführern empfohlene Markt scharenweise Berlin-Besucher an. Hildner weiß aber, dass „Touristen uns nicht überrennen werden“ – zumal Hotels diese erst vom 25. Mai an wieder beherbergen dürfen. 

Das Interesse der Berliner an Flohmärkten sei kaum vorhersehbar. Auf der einen Seite „haben die Leute weniger Geld und sind unsicher“. Andererseits liege in der Krise „auch eine Chance“, falls genügend Menschen lieber gebrauchte statt neue Waren kaufen, um Geld zu sparen.

Händler müssen Mundschutz tragen, Kunden sind nicht verpflichtet

Alle Händler sollen einen Mund- und Nasenschutz tragen. Die Kunden werden nicht dazu verpflichtet. Marktmanagerin Hildner findet es richtig, dass die Berliner Landesregierung ab Mitte März alle Trödelmärkte vorübergehend verboten hatte.

„Nicht verständlich finde ich aber, wie die Aktion abgelaufen ist.“ Am 14. März habe noch niemand die Schließung erwartet. Doch einen Tag seien plötzlich „das Ordnungsamt und der Zoll“ gekommen und hätten den sofortigen Verkaufsstopp angeordnet: „Händlern standen Tränen in den Augen.“

Ungleichbehandlung gegenüber Wochenmärkten und Läden

Einige Trödelmarktveranstalter und Mieter fragen sich, warum ihnen der Verkauf erst jetzt wieder erlaubt wird. Denn Wochenmärkte mit einem überwiegenden Lebensmittelangebot waren nicht vom Verkaufsverbot betroffen, und Berliner Einzelhandelsgeschäfte dürfen seit rund einem Monat wieder öffnen.

Bei den Flohmärkten gab es wohl eine Regelungslücke. „Wir wurden einfach nur als Veranstaltung gezählt“, sagt André Burdack, der in Wilmersdorf den Kunst- & Trödelmarkt Fehrbelliner Platz betreibt.

Auf eine genauere Einordnung verzichtet die Landesregierung auch in einer „Orientierungshilfe für Gewerbe“, die online von der Senatskanzlei veröffentlicht wurde. Die Wiedereröffnung der Flohmärkte wird mit einer Abgrenzung zu „Spezialmärkten“ begründet, die weiterhin verboten sind.

Bei Spezialmärkten handele es sich um „regelmäßig in größeren Zeitabständen wiederkehrende“ Veranstaltungen, bei denen „eine Vielzahl von Anbietern bestimmte Waren, d.h. nicht Waren aller Art, feilbieten“, heißt es. Dieser gesetzlichen „Bestimmbarkeit“ entzögen sich Trödelmärkte.

Nicht gleich zu 100 Prozent starten

Am Fehrbelliner Platz „werden wir nicht gleich zu 100 Prozent starten“, kündigt Veranstalter Burdack an. In der Regel gebe es dort sonnabends und sonntags zwischen 10 und 16 Uhr insgesamt rund 130 Anbieter. Diesmal werden es voraussichtlich viel weniger sein. 

Burdack kann die Entwicklung schwer einschätzen, weil Stammhändler nach seinen Worten nur etwa die Hälfte der Anbieter bilden. Die andere Hälfte bestehe aus Privatleuten, die einmalig oder gelegentlich Stände mieten. 

Unter den professionellen Händlern „leben viele von der Hand in den Mund“, sagt er. Für seine eigenen vier Vollzeitkräfte hat er Kurzarbeit angemeldet.

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Zwei Trödel- sowie fünf Bauern- und Wochenmärkte betreibt die B-B-M Berlin-Brandenburger-Märkte Veranstaltungs- und Service GmbH. „Wir haben bei vielen Händlern Schulden“, beklagt Geschäftsführerin Silvia Hintsche. Diese Mieter hätten bis März vorab für bestimmte Termine gezahlt, die dann ausfielen. 

Eine schnelle Rückzahlung der Gelder könne ihre Firma nicht verkraften, sagt Hintsche. Ersatzweise bietet sie Gutschriften für Standmietungen in den nächsten Wochen und Monaten an. Das zweite geschäftliche Standbein waren Feste, die bis auf Weiteres nicht mehr stattfinden dürfen. Alle Verluste auszugleichen, könne vier Jahre lang dauern, schätzt die Unternehmerin.

Falls nötig, wird die Besucherzahl reguliert

Am Leopoldplatz in Wedding richtet die B-B-M sonnabends von 10 bis 16 Uhr den Trödelmarkt vor der Alten Nazarethkirche aus. Das Gelände soll mit Absperrband eingegrenzt werden, um an je zwei Ein- und Ausgängen eine Kontrolle der Besucherzahl zu ermöglichen. 

Hintsche nimmt an, dass am Wochenende nur etwa die Hälfte der rund 100 Händler dabei sein wird. Hart habe die Unterbrechung des Betriebs mehrere auf Wohnungsauflösungen spezialisierte Firmen aus dem Umland getroffen. Diese hätten keine finanzielle Hilfe des Landes Brandenburg erhalten, da sie ihr Gewerbe immer nur für die jährliche Verkaufszeit von Mai bis Oktober anmeldeten.

Auf ihren zweiten Trödelmarkt vor Ikea an der Landsberger Allee in Lichtenberg muss die B-B-M noch verzichten. Bisher hat das Möbelhaus den dafür genutzten Teil seines Parkplatzes nicht wieder zur Verfügung gestellt. Die Gründe sind Hintsche unbekannt, aber sie hofft, dass sie von Juni an auch an dieser Stelle weitermachen kann.

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