Neue Notunterkunft in Berlin-Charlottenburg: Am Kaiserdamm sind Flüchtlinge willkommen
Eine solche Diskussion über ein Flüchtlingsheim haben Politiker und Fachleute bisher nur selten erlebt: Rund 100 Charlottenburger Anwohner zeigten sich nicht besorgt, sondern wollen den Bewohnern der neuen Notunterkunft am Kaiserdamm helfen.
Noch steht „Jugendhotel Berlin“ am Kaiserdamm 3 neben dem U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz in Charlottenburg, aber seit einem Monat betreibt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) das frühere Gästehaus der Sportjugend Berlin als Erstaufnahmestelle für derzeit 105 Flüchtlinge aus sieben Staaten. Dauerwohnplätze sind erst später geplant. Am Dienstag waren Anwohner zur Diskussion in einer nahen Schule eingeladen. Nicht nur der Bezirks-Sozialstadtrat und Vize-Bürgermeister Carsten Engelmann (CDU) erlebte eine „angenehme Überraschung“.
Im Vorfeld hatte Engelmann ein paar Briefe besorgter Bürger erhalten, allerdings ohne fremdenfeindliche Töne.
Jetzt wollten rund 100 Teilnehmer des Informations- und Diskussionsabends nur wissen, wie sie ehrenamtlich helfen können. Eine Rentnerin erzählte, sie bringe Kindern Spiel- und Bastelzeug. Als der Heimleiter sagte, es fehle an Räumen für Deutsch-Sprachkurse, bot eine Sprecherin der sozialistischen Jugendorganisation „Die Falken“ deren Treffpunkt in der Charlottenburger Schlossstraße an.
Mehr Aufregung hatte es im Frühjahr 2013 in der Soorstraße gegeben: Anwohner protestierten mit Flugblättern gegen ein Heim, während die Initiative „Willkommen im Westend“ die Flüchtlinge unterstützt – künftig auch am Kaiserdamm.
Auch das „Kiezbündnis Klausenerplatz“ will die Hilfe bündeln, der Vorsitzende Klaus Betz verteilte Unterschriftenlisten und plant ein Treffen der Ehrenamtlichen. An die Heimleitung kann man sich per Mail wenden (info@awo-mitte.de).
Laut Franz Allert, Präsident des Landesamts für Gesundheit und Soziales, gibt es in Berlin momentan 35 Unterkünfte für 8242 Flüchtlinge.