Europacity in Berlin-Mitte: Am Hauptbahnhof steht bald ein neuer Turm
84 Meter soll der Glaspalast in die Höhe ragen und dem Europa-Platz zu neuem Glanz verhelfen. Die Planungen für einen großen Bruder laufen auch schon.
Wo Busse und Buden sind, sollen Bauten werden: Auf der „falschen“ zugigen Seite des Hauptbahnhofs, nördlich desselben, wo der Verkehr tost und die Reisenden rasch das Weite suchen, soll der „Europa-Platz“ endlich Gestalt annehmen. Der Entwickler des neuen Stadtteils, CA-Immo, will im kommenden Jahr den Bauantrag für einen 84 Meter hohen Turm nach Plänen der Architekten Allmann Sattler Wappner einreichen und damit das städtebauliche Tor zum neuen Quartier vervollständigen.
Das geplante Hochhaus ist ein Baustein, um die städtebauliche Lücke zwischen Hauptbahnhof und den zügig in die Höhe wachsenden Wohnhäusern und Büroblöcken an der Heidestraße zu schließen. Gut sichtbar markiert bereits der Total-Tower das Gebiet. Dieser wird von dem Hochhaus am Europa-Platz noch einmal um 15 Meter überragt werden. Der dritte Turm im Bunde, bisher nur in der Planersprache als „MK8“ benannt und unmittelbar vor dem Hauptbahnhof vorgesehen, wird wiederum 15 Meter höher sein als der nächstes Jahr zur Baureife kommende Neubau.
Ein Pendant zu diesem südlichen Tor des neuen Quartiers wird es auch am nördlichen Ende geben: Ein 70 Meter hohes Gebäude am Nordhafen soll das markieren. Hierfür soll es ebenfalls im kommenden Jahr einen Architekturwettbewerb geben. Grundstück und Bauarbeiten werden nach Schätzungen der Experten rund 115 Millionen Euro kosten.
Mit künstlicher Intelligenz
Dass Berlin neue Bürohäuser dringend nötig hat, ist für den Berlin-Chef von CA-Immo, Guido Schütte, ausgemacht: Es sei „nicht gesund für den Markt, wenn Firmen lieber noch einen weiteren Schreibtisch ins Büro stellen, statt umzuziehen.“ Die Umzugsmüdigkeit ist unter Wohnungsmietern schon länger bekannt und dem Mangel an Alternativen geschuldet: Neue Mietverträge über freie Fläche kommen viel teurer als länger bestehende. Und weil das so ist, reißen sich Investoren um Bauprojekte, lange bevor diese überhaupt gebaut und vermietet sind. Den spektakulären Glaspalast „Cube Berlin“ auf der „schönen“ Südseite des Hauptbahnhofs hat ein US-Investor gekauft.
Dabei hatten die CA-Immo-Manager im vergangenen Jahr noch versichert, diesen mit „künstlicher Intelligenz“ vollgestopften, selbst lernenden Büropalast auf keinen Fall veräußern zu wollen. Er bleibe als Renditeobjekt im eigenen Portfolio. Der hohe Kaufpreis war wohl zu verlockend, zumal die so erzielte Rekordrendite ohne Risiko eingefahren wird: Um die Vermietung muss sich jetzt der Käufer kümmern.