Berlin: Am Ende einer langen Skandalreihe wird heute ein Teil von Hinrich Ballers Neubau am Winterfeldtplatz übergeben
An die Bauzäune, von Hecken umwuchert und mit einer dicken Plakatschicht überklebt, und die verwunschen wirkende Baustelle an der Pallas, Ecke Gleditschstraße, hatte man sich fast gewöhnt. Nun, nach rund acht Jahren Bauzeit, ist es soweit: Der Sporthallenbau des Architekten Hinrich Baller wird heute teilweise übergeben.
An die Bauzäune, von Hecken umwuchert und mit einer dicken Plakatschicht überklebt, und die verwunschen wirkende Baustelle an der Pallas, Ecke Gleditschstraße, hatte man sich fast gewöhnt. Nun, nach rund acht Jahren Bauzeit, ist es soweit: Der Sporthallenbau des Architekten Hinrich Baller wird heute teilweise übergeben. Die Zeiten, in denen die Kinder der benachbarten Spreewald-Grundschule beim Sportunterricht in andere Hallen ausweichen mussten, sind bald vorbei. Vereine müssen sich jedoch bis zum Sommer gedulden: Noch stehen Arbeiten an Waschräumen und Tribünen aus. Und der Fertiggstellungstermin für die Kita, die schräg auf dem Dach sitzt, ist wegen eines Rechtstreits um Baumängel noch offen.
Die Geschichte des Sporthallenbaus gilt als Skandalchronik, mit Firmenpleiten, Baustopps und wechselnden Bauleitungen. Ursprünglich waren für den Neubau der Kita, der Sporthalle sowie für den Umbau der Spreewald-Grundschule 38,4 Millionen Mark eingeplant. 61 Millionen Mark kostete das Ensemble nach Angaben von Schönebergs Baustadtrat Gerhard Lawrentz (CDU) tatsächlich. Als "handgeschmiedeten Rolls Royce" bezeichnet er das Gebäude. Der Hallenboden liegt leicht unter dem Straßenniveau, die Fronten sind aus Glas, das Dach ist gewölbt und mit verspielten Geländern versehen. Die Huckepack-Konstruktion Sporthalle-Kita gilt als einmalig. "Schöne Architektur", sagt Lawrentz. Aber normalerweise hätte sich das Land und der Bezirk soetwas gar nicht leisten können.
Eine rot-grüne BVV-Mehrheit hatte sich Ende der 80er Jahre für den Entwurf Ballers ausgesprochen. Die Pläne von Theo Brenner und Benedict Tonon - Gewinner eines Architekturwettbewerbs - wurden verworfen. Von 1991 bis 1995 hatte die Schöneberger Bauverwaltung die Bauleitung inne. Sie sei damit wohl etwas überfordert gewesen, sagt Lawrentz. Hinrich Baller macht heute unter anderem die häppchenweise Finanzierung des Projekts durch die öffentliche Hand für die Verzögerungen verantwortlich. "Ein Baubetrieb kann nicht immer wieder gestoppt und dann ruckartig in Bewegung gesetzt werden", sagt Baller, der die Bauleitung 1997 selbst übernahm. Ein Wassereinbruch im Rohbau, Firmenpleiten und ein Gerichtsstreit um die Auftragsvergabe brachten weitere Verzögerungen.
Zuletzt wurden Ende 1998 Schäden an der Abdichtung des Dachs festgestellt. Nun gibt es einen Streit darüber, ob dafür die ausführenden Firmen verantwortlich sind oder - wie ein vom Bezirksamt beauftragter Gutachter sagt - Konstruktionsfehler gemacht wurden. Zurzeit läuft ein Beweissicherungsverfahren, nach Angaben von Lawrentz hat das Gericht gerade einen eigenen Gutachter beauftragt. Solange der noch nicht an Ort und Stelle war, kann nicht mit der geplanten Begrünung des Dachs begonnen werden, das gleichzeitig die Spielfläche der Kita sein soll.
Für die Kindertagesstätte sucht Schönebergs Sozialverwaltung derzeit einen Betreiber. Etwa ein Dutzend freie Träger hätten sich bis Oktober 1999 an einem Interessenbekundungsverfahren beteiligt, sagt Sozialstadträtin Ulrike Herpich-Behrens (Bündnis 90 / Grüne). Angeschrieben worden seien unter anderem kleine Einrichtungen im Kiez und die Wohlfahrsorganisationen. Sie favorisiere eine Kita mit Sport- oder Integrationschwerpunkt, sagt Herpich-Behrens.
Kritik daran, dass sie so kurzfristig über den Eröffnungstermin informiert worden sei, übte die Schulleiterin der Spreewald-Grundschule, Bärbel Thiering. Sie freue sich zwar, dass die Halle endlich übergeben wird. Noch sei allerdings kein Sportlehrer eingewiesen worden. Mit der neuen Technik und den Sportgeräten sei niemand vertraut. Den ersten Sportunterricht gebe es deshalb wahrscheinlich erst nach den Winterferien, in der ersten Februarwoche.
Tobias Arbinger
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