Flughäfen in Berlin: Am BER wird plötzlich wieder gearbeitet
Sie ist das größte Problem am Flughafen: die Entrauchungsanlage. Siemens soll sie nun endlich fertigstellen. Und auch in Tegel geht es voran.
Mit Türstehern am Terminal fing es an. Mit diesem Plan für „Europas modernsten Flughafen“ hatte sich die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes im Mai 2012 zum Gespött der Nation gemacht: Hunderte Studenten und Aushilfskräfte sollten am BER für Millionen Passagiere die Türen, Fenster, Lüftungsklappen und die Sprinkleranlage per Hand bedienen – weil die Entrauchungsanlage und die Terminal-Automatik nicht funktionierte. Allein die Baubehörde von Dahme–Spreewald verhinderte damals den Handbetrieb. Die Eröffnung wurde abgesagt, wieder einmal, inzwischen auf unbestimmte Zeit vertagt. Und zwar auch, weil die Weltkonzerne Bosch und Siemens es in den Jahren seit Baubeginn nicht schafften, die separat bestellten Systeme zur Abfuhr des Rauchs (Siemens) und zur Zufuhr von Frischluft (Bosch) zusammenzubringen.
Genau das, so teilte die Flughafengesellschaft am Dienstag mit, wird nun gelöst. Damit das „zentrale Problem, das der Eröffnung des Flughafens derzeit noch entgegensteht“, wie Chef Hartmut Mehdorn erklärte. Aber wie? Indem Bosch weitgehend raus ist, Siemens es allein macht. Die Flughafengesellschaft und der Konzern haben dazu jetzt nach langem Poker den „Vertrag zum Umbau der Entrauchungssteuerung des BER unterzeichnet“.
Siemens übernimmt nun auch die Frischluftzufuhr, wobei einige tausend Brandmelder – aus dem Hause Bosch – nicht ausgetauscht werden. „Neben der Ansteuerung der von Drittfirmen gebauten maschinellen Entrauchungsanlagen (z.B. Entrauchungskanäle, -ventilatoren und Entrauchungsklappen) wird Siemens-Steuerungstechnik künftig auch die Nachströmung von Frischluft im Brandfall steuern“, so der Flughafen. Der Umbau sei nötig geworden, „da sich die Steuerung von Teilen der von Drittfirmen gebauten Brandschutzanlage bei Praxistests (sogenannten Heißgasrauchversuchen) als nicht umsetzbar erwiesen hatte.“ Das System, so die Übersetzung, war nicht funktionsfähig projektiert.
Betriebsleiter der Berliner Flughäfen legt grob sich auf BER-Eröffnungstermin fest
Allerdings gibt es noch viele Tücken. Siemens will, kann aber noch gar nicht loslegen. Denn dafür müssen im Terminal zunächst „Kabel zu Frischluftklappen, Rauchschutzvorhängen und Fenstern neu gelegt werden“, heißt es in der Erklärung. „Die Arbeiten von Siemens können erst starten, sobald Vorarbeiten der technischen Gebäudeausrüstung und an den Kabeltrassen von dafür beauftragten Firmen erfolgt sind.“ Entscheidend sei, so erklärte Jörg Marks, der zuständige Siemens-Leiter der Region Ost, „dass wir, wie im Vertrag vereinbart, die Planungsunterlagen vom Bauherrn erhalten und dass bauliche Vorleistungen erbracht werden, die uns gestatten, unseren Auftrag anzufangen und abzuschließen“. Aussagen zu Terminen und Mehrkosten machte niemand. Dafür kündigte Mehdorn, im Ton optimistischer als vor ein paar Wochen, an: „Wir werden unsere Arbeiten Schritt für Schritt zu einem Gesamtplan zur Eröffnung des BER zusammenfügen.“ Der wird allerdings zur Aufsichtsratssitzung nächste Woche wohl nicht fertig sein.
Und auch aus Tegel gibt es positive Neuigkeiten: Die übergangsweise Sanierung des Flughafens wird bis Jahresende abgeschlossen. Blitzsaubere Toiletten, neu gefliest. Weiß mit roten Bändern, der Boden schiefergrau, und auch die Armaturen sehen schick aus. Wer auf dem Flughafen Tegel mal austreten muss, kann dies jetzt wieder auf Weltniveau tun. Es ist vorbei mit dem Charme der 70er Jahre. „Zwei Drittel der WCs sind saniert“, sagt Flughafen-Geschäftsführer Elmar Kleinert. Das sei kein Luxus, sondern eine notwendige Übergangslösung, damit der überlastete Airport im Norden Berlins noch eine Weile durchhalten kann.
Die 17,5 Millionen Euro teure Ertüchtigung des Flughafens Tegel, die sich nicht auf Sanitäranlagen beschränkt, reiche für „die nächsten ein, zwei Jahre“, sagte Kleinert am Dienstag bei einem kleinen Rundgang. Bis zur Schließung, sobald der neue Hauptstadt-Flughafen BER in Schönefeld endlich eröffnet wird – in ein bis zwei Jahren. So, so. „Eine größere Verschiebung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, legte sich der Betriebsleiter der Berliner Flughäfen fest.
In Tegel „hakt es nirgends mehr“
Vor dem kommenden Winter habe er auch keine Angst. „Wir sind gut aufgestellt.“ Beide Start- und Landebahnen in Tegel wurden repariert, 40000 Quadratmeter Asphaltdecke erneuert und mit einem Anti-Rutschbelag versehen. Die Befeuerung wurde komplett saniert. Solche Dinge sind für die Passagiere, die sich am Dienstag wieder in den engen Terminals drängten, in der Regel nicht sichtbar. Das gilt auch für den Einbau eines zusätzlichen, 100 Meter langen Koffertransportbands und eines mehrstufigen Röntgenkontrollgeräts. Jetzt rollen dort 1000 Gepäckstücke pro Stunde gut durchleuchtet über das nagelneue Band. Außerdem arbeiten im Gepäckbereich 15 Mitarbeiter je Schicht, eine schnelle Eingreiftruppe, um Engpässe und Störungen zu beseitigen. Die Zahl verloren gegangener Koffer ging seit dem erheblich zurück. Bis Jahresende sei das Problem mit dem Gepäck weitgehend gelöst, versprach Kleinert.
Was positiv auffällt, für alle sichtbar, ist der neue Wandanstrich in den Passagierbereichen, einschließlich der Treppenhäuser und Fluggastbrücken. Geschäftsführer Kleinert wird ein bisschen romantisch.„Der Flughafen Tegel reitet seit geraumer Zeit auf einer Welle der Sympathien, jetzt geben wir unseren Gästen etwas zurück.“ Bis zum Jahresende soll das gesamte Sanierungsprogramm umgesetzt sein. Auch die Fluggesellschaften seien zufrieden, heißt es. „Es hakt nirgends mehr“, sagte Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Das investierte Geld, wagte er die Prognose, werde durch zusätzliche Fluggäste in Berlin wieder eingespielt.
Er sei ein großer Tegel-Fan, bekannte Betriebsleiter Kleinert.„Nach dem Umzug werden wir diesem Airport ein bisschen hinterhertrauern.“ Aber: „Alle werden sich im Flughafen BER ganz schnell sehr wohlfühlen.“