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Hase, BER & Co. Das Tier muss sich eigentlich gar nicht so hetzen. Die Zahl der Flugzeuge am BER ist eher gering.
© dpa

Unendliche Geschichte Chaos-Großflughafen: Am BER läuft nicht nur der Hase davon

Flughafenchef Hartmut Mehdorn muss sich beim Schallschutz beeilen: „Mir geht das alles nicht schnell genug“. Und sein neuer Technikchef Jörg Marks hat inzwischen entdeckt: „Der Teufel steckt im Detail.“

Fluch und Segen liegen beim BER dicht beieinander. Das macht die jüngste Ausgabe der Zeitschrift „BER aktuell“ deutlich, die die Flughafengesellschaft an Airport-Anwohner verteilt. Dort findet sich nicht nur ein Artikel des Flughafenseelsorgers zu den Licht- und Schattenseiten des modernen Luftverkehrs für die Menschheit. Sondern auch eine Warnung von Flughafenchef Hartmut Mehdorn, die in auffälligem Kontrast zu den sonst eher positiv gehaltenen Beiträgen der Zeitschrift steht.

„Meine Ungeduld wächst von Tag zu Tag“, schreibt Mehdorn da und meint den Schallschutz für die Anwohner. Und: „Mir geht das alles nicht schnell genug.“ Von den 25 000 Haushalten, die rund um den BER Anspruch auf Schallschutz haben, hätten rund 19 000 einen Antrag gestellt, gut 7000 hätten bisher die entsprechenden Unterlagen erhalten. Allein aus dem Tagschutz-Einzugsgebiet der Südbahn lägen 4300 Anträge vor – aber erst 700 Anwohner hätten von der Flughafengesellschaft ihre „Anspruchsermittlung“ erhalten, jene Berechnung, die erforderlich ist, um Schallschutzmaßnahmen zu beauftragen und eine finanzielle Entschädigung zu erhalten. 500 weitere Bescheide kündigt Mehdorn an – und konstatiert: „Für eine höhere Erledigungsquote fehlte bisher einfach die Zeit, da durch das OVG-Urteil das Schutzziel im Tagschutz deutlich verschärft wurde.“

Zumindest der BER-Zahnarzt blickt „optimistisch in die Zukunft“

Brisant wird Mehdorns Klage durch eine Frist, die er am Schluss seines Beitrags erwähnt: „Wir drücken auf die Tube und halten an unserem Ziel fest, bis Ende September die Anträge bearbeitet zu haben“, schreibt er. „Schließlich wollen wir im kommenden Frühjahr die Südbahn in Betrieb nehmen, um die Nordbahn rechtzeitig vor der BER-Eröffnung zu sanieren.“ Anders ausgedrückt: Schaffen Mehdorn und seine Mitarbeiter es nicht, bis Monatsende besagten 4300 Haushalten Schallschutz zu bewilligen, muss das für Frühjahr 2015 geplante Vorhaben möglicherweise ein weiteres Mal verschoben werden. „Gegenwärtig sind diese Voraussetzungen noch nicht erfüllt“, teilte die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde mit.

Auf die noch nicht eröffnete Südbahn soll der Flugverkehr monatelang ausweichen, während die Nordbahn saniert wird. Die Luftfahrtbehörde fordert, dass die Anwohner spätestens sechs Monate zuvor die Anspruchsermittlungen erhalten, mit denen sie Handwerker beauftragen können, die Schallschutzfenster, Lüfter und Dämmungen einbauen. Der neue Flughafen übernimmt als nördliche Start- und Landebahn die Piste des benachbarten alten Schönefelder Flughafens. Sie muss saniert werden. Mehdorn wollte eigentlich schon am 1. Juli beginnen, musste das Vorhaben aber wegen der Schallschutz-Auflagen verschieben. Neuer Termin für die bis zu 50 Millionen Euro teuren Arbeiten ist der 29. März.

Wer angesichts der endlosen Geschichte um den BER keine neuen Problem-Nachrichten mehr aus Schönefeld lesen mag, der findet in der Zeitschrift „BER aktuell“ übrigens auch Erbauliches. So gibt es einen Bericht über Umweltschutzprojekte, die die Flughafengesellschaft im Ausgleich für den BER-Ausbau fördert. Und der Betreiber der vor einem Jahr im BER eröffneten Zahnarztpraxis blickt, so ist zu lesen, „optimistisch in die Zukunft“. Ein Interview mit dem neuen BER-Technik-Chef Jörg Marks dämpft den Optimismus dann allerdings wieder. Er „hoffe sehr“, dass er seiner neuen Aufgabe gewachsen sei, sagt er da. Und fasst das ganze BER-Dilemma zusammen: „Der Teufel steckt im Detail.“ (mit dpa)

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