Berliner Wiedervereinigung: Am Anfang stand der Magi-Senat
Nicht nur Deutschland hat sich vor 20 Jahren wiedervereinigt, sondern auch Berlin. Das wurde heute gefeiert - mit Ex-Regierenden Momper und Diepgen, mit ehemaligen Stadtkommandanten und mit Gauck.
Als die Mauer fiel, war Walter Momper (SPD) der Regierende Bürgermeister von West-Berlin; in der Wendezeit musste er die Vereinigung der beiden Stadthälften organisieren. Als Parlamentspräsident begrüßte er am Sonnabend die rund 400 Gäste im Gesamtberliner Abgeordnetenhaus zum Festakt des Senats und des Parlaments aus Anlass des 20. Jahrestags der Einheit. Die Festrede hielt Joachim Gauck.
In der ersten Reihe saßen als Ehrengäste die drei letzten Stadtkommandanten der West-Alliierten: Raymond G. Haidouks (USA), Robert Corbett (Großbritannien) und François Cann (Frankreich). Von ihnen hatte Momper 20 Jahre zuvor das letzte offizielle Schreiben erhalten. „Die Verpflichtung unserer drei Länder gegenüber Berlin beruhte auf der Überzeugung, dass Freiheit, Demokratie und das Recht auf Selbstbestimmung gewahrt werden müssen, wo immer und wann immer sie bedroht werden und um jeden Preis“, zitierte Parlamentspräsident Momper gestern. „Das Berlin, das wir zurücklassen, wird vereint und frei sein.“ Berlin gehe in eine neue Ära, schrieben die Stadtkommandanten damals.
Gekommen zu der Feierstunde waren die ehemaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz, Dietrich Stobbe (beide SPD) und Eberhard Diepgen (CDU), die Alt-Bundespräsidenten Walter Scheel und Richard von Weizsäcker, aber auch die Ehrenbürger der Stadt, der Kosmonaut Sigmund Jähn und der Liedermacher Wolf Biermann. Um dessen Ehrung, die von CDU, FDP und Grünen vorgeschlagen worden war, hatte es erst vor wenigen Jahren große Kontroversen gegeben. Im Plenarsaal saßen ebenfalls die früheren Senatorinnen von der Alternativen Liste, Michaele Schreyer und Sybille Volkholz, sowie Jutta Limbach, die frühere Justizsenatorin und spätere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, die zunächst zu Mompers rot-grünem Senat gehörten. Nach den ersten freien Kommunalwahlen im Mai 1990 wurde die Politik jedoch vom West-Berliner Senat und dem Ost-Berliner Magistrat gestaltet, der schnell zum Magi-Senat verschmolz.
Von den Ost-Berliner Politikern waren die ehemaligen Stadträte Hartmut Hempel (Jugend und Familie, CDU) und Otmar Kny (Wissenschaft und Forschung, CDU) gekommen. Den Politikern des Magi-Senats dankte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in seiner Rede. Es sei eine „gigantische Aufbauleistung gewesen“, eine getrennte Infrastruktur, Verwaltung und medizinische Versorgung zusammenzuführen. Die Menschen hätten „Großartiges“ geleistet. Auch die Verdienste der Bürgerrechtler hob Wowereit hervor.
Während die offiziellen Reden im Abgeordnetenhaus gehalten wurden, ging auf der Straße des 17. Juni das Fest zur Einheit weiter, zu dem wieder tausende Berliner und Touristen kamen. Biertische waren mit schwarzen, roten, goldenen Plastiktischdecken eingedeckt; auf einer großen und zwei kleineren Bühnen gab es Musik und Diskussionen zum Thema. Begehrtes Fotomotiv vor allem bei den Berlin-Besuchern war das Plakat zu 20 Jahren Deutsche Einheit, das den Berliner Bären mit spitzen Zähnen und langen Krallen zeigte.