Stadtentwicklung in Berlin: Am Adenauerplatz tut sich was
Planänderung in Charlottenburg: Am nördlichen Rand des Adenauerplatzes soll ab 2014 gebaut werden. Aber statt der einst vorgesehenen Hotels sind nun vor allem Wohnungen geplant.
Schon etwa 90 Entwürfe sollen Architekt Sergei Tchoban und seine Mitarbeiter für eine neue Randbebauung am nördlichen Adenauerplatz in Charlottenburg angefertigt haben. Seit Ende 2007 wird über den Abriss der schmucklosen 70er-Jahre-Bauten zwischen Lewisham- und Wilmersdorfer Straße diskutiert. Den Durchbruch bringen soll nun ein geändertes Konzept, das nicht mehr bis zu drei Hotels vorsieht. Stattdessen sollen ab 2014 rund 40 Wohnungen entstehen. Hinzu kommen Läden, Büros oder Praxen sowie 60 hotelähnliche Appartements für Berlinbesucher, die eine Bleibe für ein paar Wochen oder Monate suchen.
Bisher war am Adenauerplatz nichts vom Bauboom rund um den Kurfürstendamm zu sehen. Die großen Projekte gab es an anderer Stelle – etwa die Restaurierung des Baudenkmals Haus Cumberland nahe dem Olivaer Platz, den Bau eines Geschäftshauses am Ku’damm 195 oder die Eröffnung des Zoofenster-Turms am Breitscheidplatz, wo schon am zweiten Hochhaus „Upper West“ gebaut wird. Bagger rollen auch am ruhigen westlichen Ende des Ku’damms, am S-Bahnhof Halensee errichtet die Bauhaus-Kette einen großen Baumarkt.
Dagegen kamen die Pläne am Adenauerplatz lange kaum voran. Am ursprünglichen Konzept mit drei Hotels der Accor-Gruppe kritisierten Charlottenburg-Wilmersdorfer Politiker die hohen Baumassen. Außerdem musste die Eigentümerfamilie des Grundstücks die Altbauten entmieten. Aus den Gewerbebauten verschwanden unter anderem ein Fitnessstudio sowie ein Sexshop – dessen Schließung einige Anwohner freute, zumal es nebenan zwei weitere Erotikläden gibt. Zum Eckgrundstück gehört auch ein ehemaliges Wohnhaus, dessen 40 Mieter mit Entschädigungen und Angeboten für Ersatzwohnungen zum Auszug bewegt wurden. Übrig sind jetzt noch ein Edeka-Markt und ein Imbiss.
Die Abkehr von den Hotelplänen begründen Eigentümervertreter Bodo Coldewey und der beteiligte Projektentwickler Dirk Gädeke mit der gewachsenen Konkurrenz in Berlin. In den vorigen Jahren hätten so viele neue Hotels eröffnet, dass über den Standort Adenauerplatz „die Zeit hinweggegangen“ sei. Außerdem war ein hoher Wohnanteil der Wunsch des Bezirks, wie Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour jetzt im BVV-Planungsausschuss betonte.
Die Grünen-Fraktion sprach sich dafür aus, einen „größeren Anteil bezahlbarer Wohnungen“ zu schaffen. Doch für sozialen Wohnungsbau sei der Ku’damm als Toplage ungeeignet, sagte Gädeke. Laut Architekt Karsten Waldschmidt vom Büro nps tchoban voss sind Eigentumswohnungen in den oberen Etagen an der Wilmersdorfer Straße geplant. An der Lewishamstraße sollen die Appartements für Kurzzeitmieter entstehen. Zur Zielgruppe zählt Gädeke „Künstler und Professoren“, die eine Weile lang in Berlin gastierten. Seine Firma „art’appart“ vermietet solche Suiten bereits in der Goethe- und Uhlandstraße.
Die BVV verlangt, dass es auch künftig einen Nahversorger gibt. Im Hof soll es einen Lebensmittelmarkt geben. Es könnte wieder ein „Edeka“ werden, aber auch ein Biomarkt gilt als möglich. Auf dem begrünten Dach des Geschäfts sollen ein Weg und ein Spielplatz angelegt werden. Die Gesamtkosten werden auf 35 bis 40 Millionen Euro geschätzt. Die Investoren hoffen, die Baugenehmigung im nächsten halben Jahr zu bekommen. Nach einem Baustart 2014 sei die Fertigstellung zwei Jahre später möglich.
Aber es wird noch eine Architekturdebatte geben. Baustadtrat Marc Schulte (SPD) hält Überarbeitungen der Entwürfe für nötig. Keine Änderungen wird es wohl bei der Höhe geben. Zwei Flügelbauten sind mit sieben Stockwerken beziehungsweise sechs Etagen plus Staffelgeschoss geplant. In der Mitte soll der Neubau mit zehn Etagen 35,50 Meter messen – also etwas weniger als das 39 Meter hohe Panorama-Hotel gegenüber in der Lewishamstraße.
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