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Reste der Nacht. Am Hermann-Ehlers-Platz, dem Verkehrsknotenpunkt in Steglitz, betrinken sich oft junge Menschen. Den Suff gibt es billig im Supermarkt nebenan bis 24 Uhr.
© Uwe Schwarze

Schlossstraße in Steglitz: Als es dunkel wurde, flogen die Bierflaschen - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren hatten Anwohner Angst, Polizisten wurden geschlagen, Wirte beschwerten sich: Abends gab es immer öfter Ärger an der Schlossstraße in Steglitz. Was Christoph Spangenberg darüber schrieb.

Berlin - An der Schlossstraße gibt es Ärger. Wenn es dunkel wird in Steglitz, belagern junge Erwachsene den Hermann-Ehlers-Platz. Vor allem am Wochenende pöbeln sie Passanten an, betrinken und prügeln sich. In den Büschen türmen sich Bier- und Schnapsflaschen, auf dem Boden liegen Scherben. Wo tagsüber Cafés, Boutiquen und Einkaufszentren einladen, trauen sich Anwohner und Kneipengäste im Dunkeln nicht mehr auf den Platz. In den vergangenen Tagen ist die Situation eskaliert. In den Nächten zu Sonnabend und Dienstag wurden Polizisten von bis zu 50 Menschen aggressiv bedrängt, als sie Schläger festnehmen wollten; die Polizisten wurden beschimpft, getreten und geschlagen. Sie mussten sich mit Pfefferspray und Schlagstöcken wehren. Was ist da los an der Schlossstraße?

Jürgen Scherner wartet am Taxistand auf Fahrgäste, keine hundert Meter weiter leeren Jugendliche am Brunnen ihre Bierflaschen. Der Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt, er liegt im Süden der Einkaufsstraße zwischen dem S- und U-Bahnhof Rathaus Steglitz sowie mehreren Bushaltestellen. Außerhalb der Arbeit meidet der 64-jährige Taxifahrer den Ort, seitdem nachts Betrunkene eine Flasche auf seinen Hund geworfen haben.

Dreimal in der Woche findet auf dem Platz ein Markt statt. Ein Händler erzählt, dass die jungen Säufer mal eine Frau aus dem Rollstuhl gekippt hätten. Einem anderen Marktverkäufer habe ein Mädchen eine Glasflasche auf dem Kopf zerschmettert, berichten die Inhaber von Cafés am Platz. „Heutzutage wundert uns so was nicht mehr“, sagen die Wirte, „die haben ja sonst keine Perspektive.“ Jeden Abend träfen sich auf dem Platz 18- bis 30-Jährige und würden sich bis in die Nacht betrinken. Gäste und Anwohner hätten Angst, vor die Tür zu gehen. „Polizei und Ordnungsamt sieht man erst, wenn etwas passiert“, schimpfen die Wirte. Ein Anwohner bekommt den Lärm und Ärger von unten sogar im Hochhaus mit. Unbekannte hätten vor kurzem alle Feuerlöscher in der Tiefgarage entleert. Und auch im gegenüberliegenden Hotel klagen Gäste über die Saufgelage. „Es ist kein schönes Bild, wenn da fünf Penner und 50 betrunkene Jugendliche rumlungern“, sagt eine Angestellte.

Die Schuld suchen viele Anlieger beim Supermarkt neben dem Hotel. Seit der an sechs Tagen die Woche bis 24 Uhr geöffnet habe, sei die Situation ausgeufert. Das billigste Bier kostet 39 Cent, die Wodkaflasche gibt es für fünf Euro. Nach Ladenschluss strömen die Leute an einen Imbiss unter der S-Bahn, dort gibt es bis vier Uhr morgens Nachschub. Dass der Hermann-Ehlers-Platz nicht aussieht wie ein Müllplatz, ist der BSR zu verdanken. Wegen des Wochenmarktes reinigt sie den Platz mehrfach in der Woche.

Im Bezirksamt kennt man das Problem. „Die langen Öffnungszeiten von Supermarkt und Imbiss befeuern die Situation“, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU). Ein Alkoholverbot sei dennoch kein Thema, so würde das Problem nur verlagert. Man werde das Ordnungsamt verstärkt zur Kontrolle schicken, jedoch seien dessen Möglichkeiten begrenzt. Auch die Polizei will verstärkt Präsenz zeigen. „Wir sind wachgerüttelt worden“, sagt Uwe Berndt, Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts. Dennoch habe man auf dem Platz bisher „keine besonders hohe Kriminalitätsbelastung“ festgestellt. Die Konflikte mit der Polizei sind für Berndt und Kopp auch ein kleiner Erfolg: Ohne vermehrte Kontrollen seit Beginn der Sommerferien wären die Zwischenfälle vielleicht gar nicht bemerkt worden.

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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