Kauperts geht online: Alles wegen Opa
„Kauperts Straßenführer“ geht online, mit dem Enkel des Gründers als Chef
Es hat schon sein Gutes, einen Großvater mit bekanntem Namen vorweisen zu können. Zum Beispiel wenn man Roman Kaupert heißt und auf dem Kaiserdamm in eine Polizeikontrolle gerät. „Verwandt mit dem Kaupert?“, fragte der Beamte nach einem Blick in den Führerschein – und gab sich, als das bejaht wurde, großzügig: „Weiterfahren.“
Manchmal erhält man mit solch einem Namen aber auch ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. „Kauperts Straßenführer durch Berlin“, das ist seit 1946 ein hilfreicher, für bestimmte Branchen unverzichtbarer Leitfaden durch den Großstadtdschungel, eine Marke für sich, allerdings nur noch durch den Inhalt mit der Stadt verbunden. Der Verlag war längst in Bayern ansässig, eine Folge des frühen Todes des Namensgebers Walter Kaupert 1956, gedruckt wurde zuletzt in Slowenien. Dessen Enkel, 1977 geboren, Geschäftsführer der in Charlottenburg ansässigen Kommunikationsagentur Zepter und Krone, erhielt nun vor Jahresfrist einen Anruf von der derzeitigen Eigentümerin, ob er die Rechte an dem großväterlichen Erbe nicht wieder zurückerwerben wolle. Und ob er wollte! Teils aus emotionalen Gründen, wegen Opa, teils aus kommerziellen. Denn wenngleich der „Kauperts“, ein papierenes Fossil im Internetzeitalter, jährlich fünf Prozent Auflagenverlust zu beklagen hatte, sah der Enkel doch Potenzial – sofern er nur den Schritt ins Online-Reich wagte.
Der steht unmittelbar bevor. Gestern stellte der Jungverleger, der fürs neue Produkt eigens eine Zweigfirma, die Kaupert Media GmbH, gegründet hat, das aufgefrischte Produkt vor, das seit Jahrzehnten erstmals wieder aus Berlin kommt. Als Ort hatte er symbolträchtig die Panoramaetage des Fernsehturms gewählt, weil man von dort so einen guten Überblick habe, und das will er mit seinen Straßenführer schließlich auch bieten.Zum 1. Dezember gibt es das neue Buch, 736 Seiten stark, mit einer Auflage von 20 000 Stück, zwecks Übersichtlichkeit erstmals zweispaltig gesetzt, wie üblich auf dem neuesten Stand und sogar wieder in Berlin gedruckt, obwohl das teurer ist.
Zum selben Zeitpunkt wird aber auch das neue Online-Portal www.kauperts.de geöffnet, das all die Informationen aus dem Buch, die Straßennamen, Postleitzahlen, Bezirkszuordnungen, Behörden nun für den Bildschirm aufbereitet, die gesuchten Adressen gleich mit einem Kartenausschnitt und Punktmarkierung des gesuchten Ortes liefert, dazu über eine Suchmaske den Umkreis des fraglichen Ortes nach Taxiständen, Museen, Freibädern oder beispielsweise auch dem zuständigen Finanzamt oder Amtsgericht durchforscht. Die Grundinformationen sind frei zugänglich, für einen „Premiumbereich“ sind pro Jahr 14,95 Euro zu entrichten, das ist auch der Preis des Buches.
Während dieses nur einmal pro Jahr überarbeitet werden kann, wird das Online-Angebot kontinuierlich aktualisiert. 17 Mitarbeiter kümmern sich um das Projekt, mit dem Kaupert auch neue Nutzer zu gewinnen hofft. Derzeit sei der typische Kauperts-Käufer mit „50+, West-Berliner“ zu umschreiben, er selbst fiele aus dieser Gruppe also altersmäßig raus.
An sich ist der Verleger nicht vom Fach, vielmehr Diplom-Politologe, immerhin handelte seine Diplomarbeit von einem Medienthema. Der Verleger-Großvater war stets sein Vorbild, erzählte Kaupert gestern, das Interesse an der Politik habe er von seinem zweiten Großvater Horst Bowitz, der elf Jahre Bezirksbürgermeister von Wedding war. Sein erstes Geld verdiente er schon zur Schulzeit mit dem Auffüllen von Regalen in einem Supermarkt, die Kommunikationsagentur hat er seit zwölf Jahren. Der Kaufpreis für den „Kauperts“, über dessen genaue Höhe er schweigt, wurde allein aus den Rücklagen des Unternehmens beglichen. Dann muss der Laden wohl laufen. Andreas Conrad
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