Saubere Sache in Treptow-Köpenick: Alles besenrein
Auch in Berlins größtem und grünsten Bezirk gibt es viel, was sich verschönern lässt - sowohl optisch als auch im Leben der Bewohner. Ein buchstäblich bunter Strauß Ideen wurde am Freitag und Sonnabend umgesetzt.
TIERTAFEL, TREPTOW
Zwei jüngere Helfer, Ella und Rex, haben sich auf das Dach der Tiertafel-Ausgabestelle hinter der Kirche am Baumschulenweg gewagt. Die Dachrinne ist völlig verstopft, und das Teerdach muss von einer Kruste aus Blättern und Ästen befreit werden. Die anderen Freiwilligen räumen die Grünfläche rund um die Baracke auf, damit die Hunde hier wieder trainieren können. Die Tiertafel hilft Haustierbesitzern, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Die Tafel gibt Futter für ein paar Tage, kuriert Verletzungen und bietet Hundetraining an. 250 bis 300 Tiere werden pro Jahr versorgt. Die Tiertafel finanziert sich ausschließlich über Spenden. An der Mörikestraße in Treptow im Ortsteil Baumschulenweg ist die einzige Ausgabestelle der bundesweit aktiven Tiertafel in Berlin.
Berlin-Chemiker im Außeneinsatz
EICHGESTELL, KÖPENICK
Gleich zwei aufwändige Projekte hatten sich die leitenden Mitarbeiter der Berlin-Chemie für den Aktionstag vorgenommen. Fast 50 Teilnehmer machten mit und griffen im Biesenhorster Sand sowie am Modellpark Berlin-Brandenburg in der Wuhlheide zu Spaten, Schaufel und Schubkarre. Im Biesenhorster Sand, einem geschütztes Sandtrockenrasenbiotop und Heimat seltener Pflanzen und Tiere, entfernte die größere Gruppe Sanddorn- und andere Gehölzschösslinge.
Eine zweite Gruppe bereitete am Eingang des Modellparks Berlin-Brandenburg einen 60 Quadratmeter großen Bereich für den Bau einer behindertengerechten Rampe vor, damit Rollstuhlfahrer einen leichteren Zugang zum Modellpark finden. Eingewiesen von Peter Krause, Fachgebietsleiter des Modellparks Berlin-Brandenburg, arbeitete auch der Berlin-Chemie-Vorstandschef Reinhard Uppenkamp mit. (ND)
Bohnsdorf: Ein neuer Anstrich für den Kiezclub
DAHMESTRASSE, BOHNSDORF
Um kurz nach neun am Morgen stoppt ein Kombi vor dem grau verputzten Altbau. Der Fahrer holt zwei Leitern raus, die Beifahrerin schleppt Malerausrüstung ins Haus. Drinnen wartet schon Karsten Schielei, der den Club – einen von zehn im Bezirk Treptow-Köpenick – leitet. Letztes Jahr haben sie den großen Raum gemalert, „heute ist der Flur dran“.
Jemand hat ihnen Garderobenständer überlassen, die Arbeiter-Paradies-Genossenschaft unterstützt sie, zehn zumeist ältere, weibliche Helfer stehen bereit. Viele der rund 1000 Gäste im Monat seien rüstige Witwen; „für die ist der Club existenziell“, sagt Schielei und erzählt von der Dankbarkeit, die er bei seiner Arbeit erlebe. Im Flur fangen sie schon mal an: Dübel raus, Spinnweben weg. In ein paar Stunden wird er aussehen wie neu.
Segeln mit Behinderten in Grünau
REGATTASTRASSE, GRÜNAU
Die Behindertenwerkstatt des Union Hilfswerks liegt traumhaft an der Dahme mit Blick auf Wald und Villen. Gerd Liskow kommt auch als Rentner jede Woche her, um mit psychisch Kranken zu rudern und Boote flottzumachen. An diesem Freitag wird zur Feier des Tages außerdem mit einem selbst gebauten Holzkutter gesegelt. Zwei Routiniers fahren als Fachleute mit – und freuen sich ebenso wie Liskow über die Sonne. Bei Regen hätten sie sich auf Theorie und Tischtennis im Gebäude des Sozialpädagogischen Wassersportvereins beschränken müssen. So können sie segeln, rudern – und grillen. Die Ausrüstung steht schon bereit auf der frisch gefegten Bootsrampe. Und später am Tag sollen noch vier Helferinnen von der Freiwilligenagentur „Sternenfischer“ kommen.
Adlershof: Ein Jugendtreff wird schön gemacht
WALDSTRASSE, ADLERSHOF
Der Jugendtreff Grimau in der Waldstraße ist ein verstecktes Paradies: An der Grundschule vorbei, auf einem überwuchertem Pfad um die Turnhalle – dann steht man auf einer großen, sonnigen Wiese. Weil es außer der aber nicht viel gibt, haben die Leiterin Doris Koll und ihre Kollegin Simone Witt eine Verschönerungsaktion gestartet: Koniferen für eine Hecke, Phlox und ein großer Kübel mit bunten Blumen stehen bereit. Und der Zaun soll einen Sichtschutz bekommen. Knapp 400 Euro aus dem Ehrenamts-Etat des Bezirksamts konnten sie ausgeben. Eine freiwillige Helferin hat krankheitsbedingt absagen müssen, aber nach Schulschluss werden einige Jugendliche erwartet. Um die geht es ja: „Damit die Mädels irgendwann im Bikini chillen können“, sagt die Chefin.
Friedrichshagen: Blumen für Einsame
MARKTPLATZ FRIEDRICHSHAGEN
Der Tisch reicht kaum für die vielen Freiwilligen, die am Freitagmittag zum Friedrichshagener Marktplatz gekommen sind. Sie drängen sich am Stand von „Kalle vor der Halle“, der ein bisschen zur Seite gerückt ist und außerdem die Aktion mit seiner Ware sponsert. „Blumen binden für Menschen, die sich keine leisten können“, beschreibt Gabi Schöttler die Aktion. Die frühere Bezirksbürgermeisterin von Treptow-Köpenick ist ebenso wie der lokale SPD-Direktkandidat Matthias Schmidt gekommen, um Menschen eine Freude zu machen, die ihre alten Tage sonst allein und ohne viel Farbe im Leben in Heimen oder pflegebedürftig zu Hause verbringen. Mentale Stadtverschönerung, wenn man so will.
Es ist schon der fünfte Einsatz dieser Art – und wie es aussieht, der bisher erfolgreichste. Weil gerade Markttag ist, werden auch besonders viele Passanten auf die Aktion aufmerksam. So spricht sich die gute Tat herum. Die Bürgerstiftung ist Träger der Aktion, die Freiwilligenagentur „Sternenfischer“ hat ehrenamtliche Helfer gewonnen, ein Rikschafahrer soll die Sträuße zu den Adressaten bringen. Die ersten sammeln sich bereits wenige Minuten nach dem Start in bereitstehenden Eimern – leuchtend bunt und frisch wie ein Liebhabergarten an einem Sommermorgen. „Letztes Jahr haben wir 200 Sträuße gebunden. Ich glaube, dieses Jahr werden es mehr“, sagt Schöttler und tastet nach den Notgroschen, die sie für diesen Fall in der Tasche hat. Von dem Geld wird sie dann noch ein paar zusätzliche Blumen kaufen. Kalle wird ihr bestimmt einen guten Preis machen.
Oberschöneweide: Nudelsuppe für alle
PLÖNZEILE, OBERSCHÖNEWEIDE
„Unsere Olgas haben gekocht“, sagt die Chefin des Kiezclubs in Oberschöneweide und lädt gleich auf einen Teller Hühner-Nudel-Suppe ein. Am Freitagmittag sind sie schon fast fertig: Das Café strahlt in frischem Gelb, die Fische im Aquarium neben der Leiter sind guter Dinge, und nebenan gibt’s gleich Kaffee für 40 und Kuchen für 70 Cent. Es sind vor allem Seniorinnen und Spätaussiedler wie „unsere Olgas“, die sich hier treffen. Am Freitag sind außerdem zwei ältere Herren und zwei junge Frauen gekommen, die sich über die Freiwilligenagentur „Sternenfischer“ gemeldet hatten. So musste die Chefin Anke Westphal nicht die alten Damen auf die Leiter schicken. Nun hofft sie, dass die beiden Herren bald öfter kommen – etwa zum deutsch-russischen Volksliedersingen.
Ein Sinnesgarten für Senioren
NEUE KRUGALLEE, PLÄNTERWALD
Einst war das Riesengrundstück um das Pflegeheim des Union Hilfswerks am Plänterwald eine Brache. Bis Helfer Hochbeete mit Blumen, Kräutern und Erdbeeren anlegten – in der richtigen Höhe für die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesenen Bewohner. Weil das so toll ankam, folgte nun der nächste Streich: ein „Sinneswürfel“, an dessen hölzernem Rahmen dreidimensionale Muschelbilder, Schnüre mit Klammern, ein Gong mit Bambusröhren, bunt bemalte Töpfe und Tafeln befestigt werden. Die größtenteils dementen Bewohner malten und bastelten, während ringsum freiwillige Helfer rotierten. „Ohne die Ehrenamtlichen hätten wir keine Chance“, sagt Heimleiterin Daniela Ullmann.