Kinofilm "Bibi & Tina - Voll verhext": Allerlei Zauber mit realem Kern
Mit "Bibi & Tina - Voll verhext" hat Detlev Buck zum zweiten Mal die Abenteuer einer Teenager-Hexe verfilmt - und beweist dabei landwirtschaftliche Spezialkenntnisse.
„Oma, Opa, alle freut’s, / auf dem Hofe läuft ein Deutz.“ Alter Werbereim aus einem Kindermalbuch des Traktorenherstellers, wird so in den frühen Sechzigern gewesen sein. Was einem halt plötzlich wieder einfällt, wenn man solch einen grünen Trecker über die Leinwand tuckern sieht. Und es ist doch ein Deutz, neben dem roten Porsche-Schlepper – oder, Herr Buck?
Aber der schüttelt nur den Kopf. „Nee, das ist ein Fendt 312 Vario.“ So um die 90 000 Euro müsse man dafür hinblättern. Aber das mit dem Porsche stimme, die Sportwagenfirma habe ja früher tatsächlich auch Traktoren gebaut. „So was weiß ich sehr genau, weil ich ja da herkomme und mich auskenne“ – sagt Bauernsohn Detlev Buck, der in seinem Regiedebüt „Erst die Arbeit und dann!“ 1984 ein Landei auf Hamburg-Trip spielte und mit seinem neuen Film „Bibi & Tina – Voll verhext!“ wieder in der Landwirtschaft gelandet ist. Wenn auch in realen Agrarbetrieben, anders als auf dem märchenhaften Martinshof des Films, keine der Hexerei mächtigen Mädchen wie Bibi anzutreffen sind.
Bleiben wir noch ein wenig bei Ackerbau und Viehzucht, der Buck kennt sich schließlich aus. Und sieht bei allem Zauber in der Geschichte auch einen realen Kern: Der uralte Porsche, der kam schon in „Bibi & Tina – Der Film“, seiner ersten Bibi-Blocksberg-Adaption, vor, wie 1,1 Millionen Zuschauer bezeugen können. Ewig reparaturbedürftig, war er ein optisches Indiz für die auf dem Martinshof praktizierte „Retro-Landwirtschaft“, wie Buck es nennt. Der Fendt dagegen stehe für Modernisierung, ein kostspieliges Vergnügen, das den Hof in finanzielle Abhängigkeit bringe, der neue Traktor gehöre doch eigentlich der Bank – „eine Anspielung nebenbei“.
Schwierige Ohrfeige
Aber für Bibi und Tina gibt es sicher wichtigere Dinge und für ihre jungen Darstellerinnen, die zum Trio-Interview aus Seelze angereiste Lina Larissa Strahl und die in Ruhla bei Eisenach lebende Lisa-Marie Koroll, sowieso. Zum Beispiel die Schule und die nächsten Klassenarbeiten, über die sie sich, in den kurzen Atempausen zwischen den Frage/Antwort-Runden, gleich auszutauschen beginnen. Und weiß der Teufel, was sie jetzt auf ihren Smartphones herumtippen, als gerade mal der Buck zu einer längeren Ausführung angesetzt hat in der 20-Minuten-Begegnung im ersten Stock des Cafés Einstein in der Tiergartener Kurfürstenstraße. Aber bei Bedarf sind sie beide sofort wieder zurück aus dem Reich des Virtuellen, beide übrigens tipptopp geschminkt, fast ein wenig zu topp, jedenfalls für die Welt des Martinshofs.
Die Arbeit mit Buck habe Spaß gemacht, da werde einem nie langweilig, versichern sie unisono. Der sei einer, der sich wirklich mit ihnen unterhalte, auch frage, wie man selbst in einer bestimmten Situation reagieren würde, dann aber schon seine klaren Vorstellungen habe. Sicher hätten sie auch widersprechen können, wäre ihnen eine Szene zu unrealistisch erschienen, und er hätte das auch, glauben sie, berücksichtigt. Es sei aber nie vorgekommen.
Andere Schwierigkeiten tauchten auf, zum Beispiel die Ohrfeige, die Bibi ihrem nicht ganz ehrlichen Tarik geben muss, was dessen Darsteller Emilio Moutaoukkil natürlich wusste und anfangs instinktiv immer zu früh zurückzuckte. Na, hat dann doch geklappt. „Solche physischen Szenen sind eben schwierig“, weiß Buck aus Erfahrung.
„Ich kann die Leute nicht ködern.“
Eine Backpfeife als Lohn für Lüge und gebrochenes Vertrauen leuchtet wohl noch dem jüngsten Zuschauer ein. Was es mit Franz Marcs „Blauem Pferd“ und diesem Lawrence von Arabien auf sich hat, die in der Geschichte auftauchen, wird ihn dagegen möglicherweise mangels Nichtwissen vor Rätsel stellen. Für Buck kein Problem, wenn solche Elemente aus der Erwachsenenwelt plötzlich in seinem sich eher an junges Publikum richtenden Film auftauchen: „Lieber überfordern als unterfordern“, ist seine Devise, die Kinder würden schon nachfragen, wenn sie was nicht verstünden. Und nein, solche überraschenden Elemente seien keine Köder für die Gebildeten, die Erwachsenen. „Entweder es gefällt mir und ich habe Spaß daran oder eben nicht. Aber ich kann die Leute nicht ködern.“ Und was Franz Marc betreffe, dessen „Blaues Pferd“ anfangs aus der Gemäldegalerie in Schloss Falkenstein gestohlen und der später selbst, nach einem Bibis Hexerei zu verdankendem Zeitsprung, im Spätsommer 1914 beim Malen überrascht wird, so habe er eben auch ganz gerne etwas über den Ersten Weltkrieg drehen wollen. So kam es eben zu der Episode mit Marc, der beim Porträtieren der Gräfin Falkenstein von einem Trupp kaiserlicher Soldaten gestört wird. Eine Szene, wie sie Buck gefällt: die Gräfin „eine sehr moderne, emanzipierte Frau“, die die Soldaten in die Schranken weist: Pferde requirieren? Nicht bei ihr! Und sie würden sich noch wundern, was der jetzt bejubelte Krieg ihnen noch beschere.
Dann ist die Zeit auch rum, Buck muss weg zum Telefonieren, und die Mädels spielen wieder mit ihren Smartphones, ihr nächster Interviewer wartet bereits. Bei der Premiere sieht man sich vielleicht wieder. Steigt an diesem Sonnabend nachmittags im Zoo-Palast, großer Bahnhof also mit rotem Teppich und allem Pipapo. Wäre noch zu toppen, wenn Buck mit dem grünen Fendt vorführe, und hinten auf dem Anhänger säßen Bibi und Tina. Denn wie hieß noch mal der dazu passende, auch schon wieder jahrzehntealte Werbespruch? „Wer Fendt fährt, führt.“
"Bibi & Tina - Voll verhext" kommt am 25. Dezember in die Kinos.
Andreas Conrad
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