Kleingärten: Alarmstufe Grün in Berlins Kolonien
Der Berliner Wohnungsmangel berührt auch die Laubenpieper und ihre Gartenanlagen. Doch wer nimmt wie viel Platz in Anspruch, wie viele Kolonien gibt es? Ein Überblick in Zahlen und Fakten.
Jetzt gehen sie in die Vollen. Sicher nicht zufällig am heutigen Tag des Gartens, obwohl für die Laubenpieper ja eigentlich immer Tag des Gartens ist. Am Sonntagvormittag startet der Berliner Landesverband der Gartenfreunde – der Dachverband der Berliner Kleingartenvereine – seine groß angelegte Klimakampagne. Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren alle Kleingärtner, die über die 18 Bezirksverbände organisiert sind, für den Klimaschutz zu sensibilisieren: In jedem Bezirk soll ein Klima-Mustergarten entstehen, die Parzellen sollen „klimatisch ertüchtigt“ werden. Was für manche nach Schulgartenprojekt klingt, könnte für die Laubenpieper die Rettung sein. Neulich rechnete Investor Arne Piepgras vor, auf die 3000 Hektar Berliner Kleingärtenflächen passten 400 000 Wohnungen – 3000 Hektar, drei Prozent der Stadtfläche, immerhin drei Viertel der Fläche der Bezirks Mitte.
Doch nicht nur die Immobilienbranche klopft an die Gartenpforten. Auch der Kleingartenentwicklungsplan des Senats weist einen Großteil der städtischen Flächen ab 2020 als potenzielles Bauland aus. Die Kleingärtner wissen, dass sie jetzt tätig werden müssen und kämpfen für ihren Bestand. „Sie verbessern das lokale Mikroklima“, preist der Landesverband seine Anlagen, „kühlen und befeuchten den Stadtraum auch jenseits der Kleingartenanlagen, absorbieren Staub, bieten kostengünstige Naherholung und bestätigen somit einmal mehr, dass sie zu den unverzichtbaren Bestandteilen der grünen Infrastruktur Berlins zählen.“
Doch nur mit Naturschutz sei es nicht getan, sagt Klaus Neumann, der sich als Landschaftsarchitekt intensiv mit dem Thema städtisches Gärtnern auseinandergesetzt hat und auf die sozialen Aspekte des Kleingartenwesens verweist (siehe Interview). Zwei benachbarte Anlagen, die genau darauf setzen, sind Bornholm I und II in Prenzlauer Berg. Dort findet man einen Naturlehrpfad, zwischen Tomaten und Hecken steigen Feste für den ganzen Kiez. Das Projekt zur Erhaltung seltener Apfelsorten bekam den Pankower Umweltpreis. Ob das etwas nützt? Ab 2022 gilt Bornholm II als potenzielles Bauland.
Zur Auftaktveranstaltung der Klima-Kampagne an diesem Sonntag sind alle Interessierten eingeladen: Estrel-Hotel, Sonnenallee 225, 11 bis 14 Uhr.