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Da schimpft der Bär - dickfellige Olympia-Gegner am Roten Rathaus. Bei den Plakatmotiven greifen sie auf Historisches zurück.
© dpa

Olympia in Berlin: Aktivisten demonstrieren gegen IOC und Senat

Die Gegner einer Bewerbung formieren sich vor dem Roten Rathaus – derweil trommelt Willi Lemke für nachhaltige Spiele in Berlin. Denn Deutschland habe eine gute Chance, die Spiele auszurichten.

Willi Lemke geht als Sportler offenbar gerne vom Gewinnen aus. „Wenn alle Olympische Spiele wollen, hat Berlin gute Chancen. Und wenn Berlin zusammenhält, hat Hamburg keine Chance“, sagte Willi Lemke, Sonderberater der Vereinten Nationen für Sport, bei einem Vortrag in Berlin. Lemke hielt beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller eine flammende Rede für die olympische Bewegung und dafür, 2024 der Welt zu zeigen, wie gastfreundlich die Berliner und Deutschland sein könnten. Investitionen in Sporthallen seien „hundert Mal besser als Investitionen in Drohnen“. Und eine Investition in den Sport, auch den Breitensport, sei schließlich eine „Investition in Berlin“.

Das sehen die Aktivisten gegen die Spiele naturgemäß anders. Auch sie starteten am Montag in die Bewerbungsphase. Die Haltung des frisch formierten Bündnisses „NOlympia“ ist eindeutig: „Lieber wat Jutet statt Olympia“ steht auf einem gelben Spruchband. Rund 20 Aktivisten versammelten sich am Montag vor dem Neptunbrunnen mit Blick auf das Rote Rathaus. Mitorganisatorin Judith Demba, Geschäftsführerin vom Landesverband der Naturfreunde, kritisierte, der Senat habe vor dem Abschicken der Antworten auf die 13 Fragen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) weder das Parlament noch die Bevölkerung gehört.

„Es gibt in Berlin keine Olympiabegeisterung“, sagte Demba. Wie berichtet hatten sich bei einer repräsentativen Umfrage 52 Prozent für eine Bewerbung ausgesprochen. Für Demba ist eine Bewerbung „falsche Prioritätensetzung“. Statt die geschätzten 50 bis 60 Millionen Euro in eine Bewerbung zu stecken, solle das Geld lieber in eine bessere Schulausstattung, in Krankenhausmodernisierung, in den sozialen Wohnungsbau oder die Finanzierung von mehr Schwimmlehrern investiert werden.

„Das IOC wartet auf eine deutsche Bewerbung.“

Auch wenn der Senat bei einer Bewerbung von „Bescheidenheit“ spricht, sei das nicht realisierbar, sagte die frühere Grüne und heutige Linkspolitikerin. Demba organisierte in Berlin schon den Protest gegen die Olympiabewerbung im Jahr 2000. Sie will nun erneut dem Internationalen Olympischen Komitee „die Suppe versalzen“.

Bei Lemke, einst Manager von Werder Bremen, ist die Sportbegeisterung ausgeprägter. Auch die Inklusion in Schulen würde durch die Paralympischen Spiele und den notwendigen Umbau von Sportstätten gefördert werden. Er wolle Berlin helfen, weltoffene und bescheidene Spiele in Berlin auszurichten. Nachhaltigkeit auch für den Breitensport spiele beim IOC eine große Rolle. „Das IOC wartet auf eine deutsche Bewerbung.“

Vor dem Neptunbrunnen glauben die Gegner daran nicht. Dort erschienen bei der Gegendemo drei schwarz bekleidete Herren, die einen als Berliner Bär Verkleideten abführten und in ein Auto mit der Aufschrift „IOC“ setzten. „Wir wollen Berlin aus IOC-Händen befreien“, skandierten Aktivisten. Und Uwe Hiksch, Ex-SPDler, Ex-PDS-Bundesgeschäftsführer, heute bei den Linken und den Naturfreunden aktiv, spricht von einem „pazifistischen Bären, der sich etwas weniger gewehrt hat, als wir uns vorgestellt haben“. Ob man Gewalt als eine der Aktionsformen gegen Olympia gutheißen würde, verneinten Demba und Hiksch. Man vertrete das Bündnis, „jeder weiß selbst, was er tut“, sagte Hiksch.

Bisher haben sich acht Initiativen dem NOlympics-Bündnis angeschlossen. Demba geht von weiteren Mitstreitern aus. Sie versprach noch eine „schöne Aktion“ vor Ende August. Bis 31. August muss der Fragenkatalog des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beantwortet sein.

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