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Hey, Kuno! So heißt dieser Wels in Mönchengladbach, er ist später sogar im Museum gelandet. Seine Tat: Er soll angeblich einen Dackel gefuttert haben. Seine Maße: 80 Kilo und 1,62 Meter Länge.
© dpa

Hungrige Fische in Berlin: Achtung Welse, wir beißen zurück!

Bernd Matthies lässt sich von Welsen keine Angst machen - trotz eines heiklen Vorfalls. Und Stefan Jacobs geht dem Wesen des Riesenfisches auf den Grund.

Möglicherweise ist es einfach so, dass der europäische Wels, wie wir ihn aus unseren Gewässern kennen, eifersüchtig ist. Auf den hergeschwommenen Pangasius, auch einen Wels, der aber ganz anders aussieht, nach absolut nichts schmeckt und auch noch aus ökologisch indiskutablen Zuchten in Vietnam stammt. Er hat sich in Deutschland wirklich allzu breit gemacht, bis in die letzte Kantine.

Nehmen wir den Vorfall vom Flughafensee also als Menetekel. Dort hat am Wochenende, wie man annimmt, ein echter Berliner Wels zugeschnappt, und zwar so heftig, dass der Gebissene erst in Tempelhof in der Lage war, ein Krankenhaus aufzusuchen. Normal ist das nicht, es wird vermutet, dass da ein Irrtum vorlag, möglicherweise auch ein Notwehrexzess bei der Brutpflege. Denn Welse sind zwar wegen ihrer bisweilen schieren Größe unheimlich, aber niemand weiß genau, ob sie, wie manchmal geraunt wird, auch nur einen Dackel schnappen können. Und ob sie auf so etwas Appetit haben.

Trotzdem ist natürlich Vorsicht angebracht. Die eifersüchtigen Welse sollten wissen: Wir beißen zurück. Die Klassiker der Küchenliteratur kennen die passende Zubereitung: Es läuft auf den Waller (süddeutsch für Wels) im Wurzelsud mit Meerrettich hinaus, eine erprobte Kombination von Sanftheit und Schärfe, die dem manchmal etwas muffigen, aber schön grätenfreien Fleisch gerecht wird.

Bis dahin können wir nur hoffen, dass die Berliner Badesee-Hechte die Klappe halten. Die können nämlich wirklich beißen.

Es gibt keinen Wels in der Brandung

Hey, Kuno! So heißt dieser Wels in Mönchengladbach, er ist später sogar im Museum gelandet. Seine Tat: Er soll angeblich einen Dackel gefuttert haben. Seine Maße: 80 Kilo und 1,62 Meter Länge.
Hey, Kuno! So heißt dieser Wels in Mönchengladbach, er ist später sogar im Museum gelandet. Seine Tat: Er soll angeblich einen Dackel gefuttert haben. Seine Maße: 80 Kilo und 1,62 Meter Länge.
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Welse können etwa 80 Jahre alt und mehr als zwei Meter lang werden. Sie leben bevorzugt auf dem schlammigen Grund von Flüssen und Seen, aber auch in nicht allzu salzigen Meeren. Sie ernähren sich räuberisch, also von kleineren Fischen. Daher rührt ihre Eigenart, öfter mal zuzuschnappen, wenn sich über ihnen etwas bewegt – ob es nun ein Menschenfuß ist oder eine Blessralle, die ihnen zwischen die Hornplatten im Maul gerät. Angler berichten von Wasservögeln, die in mächtigen Strudeln auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Den Menschen werden Welse normalerweise nicht ernsthaft gefährlich, zumal die Tiere tags eher im Schlamm abseits trubeliger Badestellen bleiben.

Der größte dokumentierte Fang in Berlin gelang vor mehr als 20 Jahren dem Havelfischer Hermann Liptow in der Krummen Lanke. Er ließ den 2,5-Meter-Wels wieder frei, so dass der theoretisch noch leben könnte. 2007 zog ein Angler ein 1,68 Meter großes Exemplar aus dem Schlachtensee. Geschmacklich gelten solche großen Exemplare als fragwürdig, aber ökologisch können sie aus Sicht von Fischereiexperten guten Gewissens aus dem Verkehr gezogen werden: Denn letztlich hat sich der Wels von tausenden kleineren Fischen – toten oder lebenden – ernährt, die wiederum Plankton aufgenommen haben. So holt man mit einem Riesenwels eine Unmenge Nährstoffe („Dünger“) aus dem See, was der Wasserqualität vor allem im Sommer gut tut.

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