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Berlin: Abschied von Evelyn Künneke: Erinnerungen an die "Schachtelfamilie"

Ihre Freunde schwitzen für sie und tragen schwarz an diesem warmen Frühlingstag, nur in der Hochmeisterkirche in Wilmersdorf ist es kühl. Sie kamen, um Abschied zu nehmen von Evelyn Künnke.

Von Deike Diening

Ihre Freunde schwitzen für sie und tragen schwarz an diesem warmen Frühlingstag, nur in der Hochmeisterkirche in Wilmersdorf ist es kühl. Sie kamen, um Abschied zu nehmen von Evelyn Künnke. Die Sängerin und Entertainerin war am 28. April gestorben. Gestern fand die Trauerfeier statt, die Bestattung ist später geplant, im engen Familien- und Freundeskreis.

Zur Trauerfeier singt Christine Ehlert "Marie-Marie" mit brüchiger Stimme, im Krankenhaus hatte Evelyn Künneke ihr noch Unterricht gegeben. Weil das Leben der verstorbenen Sängerin nicht "das einer fleißigen Kirchgängerin war", so Pfarrerin Dagmar Henke, sitzen in der Kirche Trauergäste, deren Tätowierungen unter den schwarzen Rundausschnitten hervorlugen, die blondierte Zöpfe über dunklen Revers tragen - bunte Leute in dunkler Kleidung. Jemand wirft den CD-Spieler an. "Das Leben ist ein Karussell", eines der vielen Lieder von Evelyn Künneke, erklingt. Im Altarraum stehen Fotos, schwarz-weiß und in Farbe, auf einem hat sie rote Haare, wie Brigitte Mira, die jetzt in der ersten Reihe sitzt. Die Freunde erinnern sich an das gute Essen, das Evelyn Künneke kochte. An die "kleine Schachtel-Familie" und die Speisetafel, die sich unter der Last der Speisen bog, bei ihr zu Hause, in der Giesebrechtstraße. "Der Tod", sagt die Pfarrerin, "ist nicht romantisch, der ist auch real und brutal". Evelyn Künneke nannte sie eine "Jahrhundertfrau". "Du säst Manschen aus, Jahr für Jahr, und sie sind wie Gras, das nachwächst", liest die Pfarrerin aus Psalm 90, die Gäste schneuzen sich und gehen hinaus, ins helle Sonnenlicht.

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