Meine Woche (72): Abschiebung
Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.
Ahmad, was gibt’s Neues bei Ihnen?
Ein Freund von mir, aus dem Tschad, ist in seine Heimat zurückgegangen, nach sieben Jahren in Europa.
Sein Asylantrag ist abgelehnt worden?
Mehrmals sogar. Er hat es immer wieder versucht. Faki war nur geduldet. Er hat sich auch ständig für Jobs beworben, aber er bekam keine Arbeitsgenehmigung. Das hat ihn zermürbt.
Und deswegen ist er zurückgegangen?
Genau. Wir sammeln jetzt Geld für ihn, über die Plattform leetchi.com, die Kampagne heißt „Ein Bus für Faki“. Wenn wir ihm einen Bus kaufen, kann er im Tschad als Busfahrer arbeiten.
Dann drücken wir die Daumen, dass das klappt. Haben Sie von der Sammelabschiebung nach Afghanistan gehört?
Ja. Ich kann das wirklich nicht nachvollziehen. Dort herrscht Krieg. Die Taliban sind so schlimm wie der IS. Die Proteste gegen die Abschiebung sind absolut gerechtfertigt.
Einige Bundesländer schicken nur noch Straftäter und Gefährder dorthin zurück.
Die sollten doch lieber hier ins Gefängnis gehen, wenn sie eine Straftat begangen haben. Wenn man sie zurückschickt, kommt das in vielen Fällen einem Todesurteil gleich.
Was halten Sie davon, sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge in ihre Heimatländer zurückzuschicken?
Deutschland braucht doch junge Menschen, die Lust haben, handwerkliche Berufe ausüben und ins Sozialsystem einzuzahlen, das sowieso an Überalterung leidet. Könnten die nicht hierbleiben?
Haben Sie selbst Angst vor Abschiebung?
Nein, eigentlich nicht. Wenn die nächste Verlängerung meines Aufenthalts ansteht, studiere ich hoffentlich schon.
Welches Wort geben Sie uns diese Woche mit?
Abschiebung heißt auf Arabisch Tarhel.
Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.
Ahmad Al-Dali