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Auf der Autospur: Die M10 am Kriminalgericht.
© Simulation: Vössing Ingenieur GmbH

Verlängerung der Straßenbahn M10: Ab 2023 sollen die ersten Züge bis zur Berliner Turmstraße rollen

Eigentlich sollte die Straßenbahn nach Moabit schon 2020 fertig gebaut sein, doch es kam zu Verzögerungen. Am Mittwoch gab es nun den ersten Spatenstich.

Seit sechs Jahren wird geplant, nun wird gebaut. Am Mittwoch feierte die BVG den ersten Spatenstich, allerdings in einem Hinterhof an der Turmstraße. Dort entsteht das Gleichrichterwerk, das die M10 mit Strom versorgen soll. Bis die ersten Bagger in der Turmstraße und der Rathenower Straße anrücken, dauert es noch bis Ende August. BVG-Vorstand Rolf Erfurt versicherte am Mittwoch, dass die ersten Züge im "ersten Halbjahr 2023" rollen werden.

Die Verlängerung der Strecke vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße ist gut zwei Kilometer lang und kostet 33 Millionen Euro, "gut investiertes Geld", wie Wirtschaftssenatorin Ramona Pop sagte. 10.000 Fahrgäste täglich erwartet die BVG in der Tram. 

Für die rotrotgrüne Koalition ist es erst der zweite Baubeginn einer neuen Straßenbahnstrecke. Fertig wird in dieser Legislaturperiode keine. Die Eröffnung der einzigen Strecke, die derzeit im Bau ist, von Adlershof nach Schöneweide, verzögert sich geringfügig, statt Oktober nennt die BVG jetzt November für die Strecke zur Wissenschaftsstadt (Wista). Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese ist dennoch optimistisch, "so viel Straßenbahnplanung war noch nie". 

Doch gerade bei der Planung hakt es in Berlin. Bei der M10-Strecke nach Moabit mussten die Pläne zweimal ausgelegt werden, das warf das Projekt um mehr zwei Jahre zurück. Noch schlimmer sieht es am Ostkreuz aus, hier wurde das Planfeststellungsverfahren noch mal neu gestartet. Die BVG hofft dort nun auf 2024, sicher ist das keineswegs. Anwohner protestieren gegen Lärm und die Beseitigung von Parkplätzen für ihr Auto. 

Auch in Moabit gab und gibt es Sorgen vor quietschenden Straßenbahnen. Denn die letztlich gewählte Trasse durch Rathenower und Turmstraße macht zwei 90-Grad-Kurven erforderlich. Diese Route hatte minimal besser abgeschnitten in der Bewertung als die direkte Trasse über die Straße Alt-Moabit. 

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Haltestellen entstehen am Lesser-Ury-Weg, Alt Moabit/Rathenower Straße, Kriminalgericht Moabit, Lübecker Straße sowie die Endhaltestelle U-Bahnhof Turmstraße. Später soll die Strecke zum Bahnhof Jungfernheide verlängert werden. Eine eigene Trasse bekommt die M10 nur auf Teilstücken. Auf mehreren Abschnitten muss sie sich den Platz mit dem Autoverkehr teilen.

In den letzten Jahren ist das Durchschnittstempo der Straßenbahn gesunken, weil es kaum Bevorrechtigungen an Ampeln gibt und zahlreiche Konflikte mit dem Autoverkehr. Am Kriminalgericht soll die Tram zum Beispiel auf der Linksabbiegespur der Autos mitfahren. 

"Pläne Rückwärtsgewandt"

Kritiker befürchten, dass die Tram selbst auf dieser neu geplanten Strecke wieder im Stau steht. Auch beim Weiterbau nach Jungfernheide werden die Gleise teilweise auf der Fahrbahn verlegt. In der Osnabrücker Straße nennt die Verkehrsverwaltung diese Gründe: "Erhalt von Bäumen und Parkplätzen." Der Linken-Abgeordnete Kristian Ronneburg kritisierte den Verzicht auf eigene Trassen scharf: "Die Senatsplanung ist rückwärtsgewandt." 

Kritik gibt es auch an den Radwegen, die entlang der zwei Kilometer Neubaustrecke entstehen. Diese entsprechen schon von der Breite her nicht dem seit 2018 geltenden  Mobilitätsgesetz. Nach Angaben von Staatssekretär Streese hat das einen einfachen Grund: Die Planung sei schon älter als das Gesetz. Für Radfahrer werde es "aber besser als vorher". Man werde versuchen, die Radwege noch nachzubessern.

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Im Vorspann des Simulationsfilms der BVG heißt es vorsichtshalber, dass die gezeigten Radwegmarkierungen nicht endgültig seien. Streese versicherte, dass es zum Beispiel keine so genannten Radweichen geben werde. Fahrradverbände lehnen diese strikt ab. 

Der eigentliche Gleisbau soll im Dezember beginnen. Eine Woche im Dezember kann der Hauptbahnhof nicht von der Tram angefahren werden, weil die Weiche in Richtung Turmstraße eingebaut werden muss. Der Fahrgastverband Igeb hatte eine wesentlich längere Abkoppelung des Hauptbahnhofs befürchtet. 

Seit 2015 endet die M10 von der Warschauer Straße kommend am 2006 eröffneten Hauptbahnhof. In West-Berlin war die Straßenbahn in den 60er Jahren abgeschafft worden, damit Autos mehr Platz haben. 

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