Berlin-Schöneberg: 940 Wohnungen für Friedenau
Auf dem stillgelegten Güterbahnhof Wilmersdorf nahe dem Innsbrucker Platz kommt ein großes Wohnungsbauprojekt voran. Manche Anwohner fordern stattdessen eine Grünanlage.
Trotz seines Namens liegt der frühere Güterbahnhof Wilmersdorf in Friedenau, außer Anwohnern des Kiezes nahe dem Innsbrucker Platz kennt kaum jemand die 65 000 Quadratmeter große Brache südlich der S- und Fernbahn und der Stadtautobahn. Mit einem der größten Berliner Wohnungsbauprojekte dürfte sich das aber ändern.
Die Planungen reichen sechs Jahre zurück, zuerst wurde um ein Möbelhaus gestritten. Von so großen Gewerbeflächen ist nicht mehr die Rede. Den neuesten Stand diskutierten etwa 120 Anwohner und Planer am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Bezirksamts.
Es geht vor allem um 940 Wohnungen. Ein Viertel davon solle eine städtische Wohnungsbaugesellschaft als „bezahlbare Mietwohnungen“ errichten, sagte die Tempelhof-Schöneberger Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Grüne). Diese Einigung mit dem Hamburger Investor Böag wertet sie als außergewöhnlichen Erfolg: „Wo gibt es das schon?“
Zu wenig Grün im Ortsteil
Dagegen fordert die Bürgerinitiative „Bahngelände Friedenau – 100 % Grün“, der nach eigenen Angaben mehrere Dutzend Anwohner angehören, eine öffentliche Grünanlage. Friedenau sei damit extrem unterversorgt, laut Akten des Bauamts betrage das Defizit 210 000 Quadratmeter. Dem Vernehmen nach wollen Bewohner der Bennigsenstraße südlich des alten Güterbahnhofs gegen das Projekt klagen.
In der Versammlung sagten Stadtplaner aus beauftragten privaten Büros, mehr als die 940 Wohnungen seien gar nicht möglich. Eine Bürgerin fragte, warum „das Gebiet ausgelutscht wird, soweit es nur geht“ und man sich nicht beispielsweise auf 600 Wohnungen beschränke. Anfangs hatte das Bezirksamt mit etwa 500 Wohnungen gerechnet, der Investor strebte 800 an.
Jetzt ist nur noch ein hoher Neubau geplant
Das Bebauungsplanverfahren ist weit fortgeschritten, die frühzeitige Bürgerbeteiligung fand 2014 statt. In Machbarkeitsstudien schlugen Architekten mehrere Hochhäuser vor. Nun ist nur noch ein zwölfstöckiger Gewerbebau neben der Zufahrt an der Hauptstraße geplant.
Achtstöckige Häuser als Lärmschutz
Die Wohnhäuser bekommen im südlichen Teil fünf Etagen und im mittleren Teil sechs. Im Norden ist wegen des Bahn- und Autolärms ein besonderer Schallschutz nötig. Als Abschirmung sollen Häuser mit sieben Wohnetagen und einem Technikgeschoss darüber dienen. Damit auch deren Bewohner ihre Ruhe haben, entstehen an den nördlichen Gebäudeseiten keine Wohnräume mit Fenstern, sondern vor allem Treppenhäuser.
Geplant sind auch ein „Quartiersplatz“, Einzelhandelsflächen für Nahversorger, ein Radweg, 990 Parkplätze und 11 000 Quadratmeter große öffentliche Grünflächen.
Ein Termin für den Baubeginn wurde nicht genannt. Bis die architektonischen Details geklärt seien, stehe „noch ein jahrelanger Prozess“ bevor, hieß es.
- Informationen des Bezirksamts unter www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/organisationseinheit/planen/gueterbf_wilmersdorf.html