Katholische Kirche in Berlin: 85.000 Euro für Opfer von Missbrauch
Beim Erzbistum werden seit 2002 Missbrauchsvorwürfe systematisch erfasst. 2017 gab es sechs neue Fälle.
Thomas Markgraff-Kosch wurde sehr deutlich. „Mitarbeiter der Kirche haben schwere Kreuze verteilt. Die Menschen, die diese Kreuze bekommen haben, leiden ihr Leben lang an seelischen Kreuzen. Sie sind für ihr Leben geschädigt.“ Die Predigt, die der Diakon der katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu und St. Judas Thaddäus in Tempelhof am Wochenende in seinen Gottesdiensten hielt, sie rüttelte viele Zuhörer auf.
Markgraff-Kosch sprach von den Missbrauchsopfern der katholischen Kirche. Und er war damit nicht allein. Das Thema war in allen katholischen Kirchengemeinden in Berlin präsent, Erzbischof Heiner Koch ließ ein sogenanntes Publicandum verlesen, in dem er die Gläubigen bat, „wachsam zu bleiben“. Missbrauch dürfe „in unserer Kirche keinen Platz haben“.
Aber er hatte seinen Platz, der Missbrauch. 1670 Kleriker tauchen in Akten der Bistümer in Deutschland als Beschuldigte auf, 3677 Minderjährige waren demnach Opfer. Das sind Ergebnisse einer Studie über Missbrauch zwischen 1947 und 2014, in Auftrag gegeben von der Deutschen Bischofskonferenz. Die vollständige Dokumentation wird am 25. September vorgestellt.
Zwischenbericht liegt bereits vor
Dann werden auch Zahlen des Erzbistums Berlin bekannt. Aber es gibt jetzt schon Zahlen, für die Zeit zwischen 1947 und Ende 2017 liegen 59 Meldungen über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs oder sexueller Übergriffe an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiter des kirchlichen Dienstes vor. Sie sind in einem Zwischenbericht veröffentlicht worden.
Doch vollständig sind diese Zahlen nicht, schlicht deshalb, weil Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs erst seit 2002 im Erzbistum systematisch erfasst werden. Es ist möglich, dass bei Durchsicht alter Akten weitere Fälle, die bisher nur in den Personalakten vermerkt sind, bekannt werden.
Zahlungen unabhängig von möglichem Urteil
2017 wurden sechs neue Vorwürfe erhoben, teilte Stefan Förner, der Pressesprecher des Erzbistums, mit. Sie seien alle der Staatsanwaltschaft gemeldet worden. Die Kirche habe in diesen Fällen Geld „in Anerkennung des Leidens“ bezahlt. Dahinter stecke der Gedanke: „Wir glauben dir, wir halten den Vorwurf für plausibel.“ Diese Zahlungen erfolgten unabhängig von einem möglichen Urteil.
Bisher, sagt Förner, „wurden beim Erzbistum Berlin 19 Anträge auf Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde, gestellt und bewilligt.“ Insgesamt seien deshalb 85.000 Euro bezahlt worden. „Darüber hinaus wurden rund 30.000 Euro für psychotherapeutische Leistungen und Fahrtkosten erstattet.“ Ein kirchenrechtliches, nicht öffentliches Verfahren gegen einen Beschuldigten wurde vom Erzbistum wieder aufgenommen, „weil sich eine neue Lage ergab“. Mehr sagte Förner zu diesem Fall nicht. Aktuell führe das Erzbistum auch „ein Verfahren gegen Peter R.“. Der frühere Jesuitenpater unterrichtete am Canisius-Kolleg in Tiergarten und wurde mit massiven Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. R. lebt als Rentner in Berlin.
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