Mehr Verkehrstote in Berlin: 2020 starben fast dreimal so viel Radfahrer wie 2019
50 Menschen sind 2020 im Berliner Stadtverkehr gestorben, darunter waren allein 17 Radfahrer. Das könnte auch mit der Corona-Pandemie zusammenhängen.
50 Menschen sind im vergangenen Jahr im Berliner Straßenverkehr ums Leben gekommen. Darunter waren allein 17 Radfahrer - dreimal mehr als im Jahr 2019, als sechs Radler getötet wurden. Und die Zahlen können sich laut Polizei noch weiter erhöhen, da auch Menschen in die Statistik fallen, die in den ersten 30 Tagen nach dem Unfall sterben.
So wurde am Montag der Tod eines 97-jähriger Mannes am 23.Dezember 2020 gemeldet. Er war am 25.November 2019 von einem LKW angefahren worden und damit einer von 19 Fußgängern, die 2020 im Berliner Verkehr ihr Leben ließen. Bei den anderen Opfern handelte es sich um neun Motorrad- oder Rollerfahrer, drei Autofahrer oder Beifahrer, zwei Insassen von Lastwagen und eben jene 17 Radfahrer.
Während die Zahl der Berliner Verkehrstoten in den vergangenen zehn Jahren stets zwischen 36 und 56 schwankte, 2019 waren es 40, klingt die Verdreifachung der getöteten Radfahrer dramatisch. Verkehrsexperten hatten jedoch bereits im Frühsommer darauf hingewiesen, dass durch die Corona-Pandemie zwar insgesamt weniger Verkehr und weniger Unfälle zu erwarten seien, dass aber mehr Menschen aufs Rad umsteigen würden.
Davon sei in der Hauptstadt auf jeden Fall auszugehen, hieß es auf Tagesspiegel-Anfrage bei der Berliner Polizei. Deshalb müsse man - auch wenn jeder Tote oder Verletzte einer zu viel sei - die Zahl der Verkehrsunfälle ins Verhältnis zur Zahl der möglicherweise stark angestiegenen Zahl der Radfahrer setzen.
Dazu werde man allerdings erst nach Auswertung aller entsprechenden Zahlen etwa Ende Februar, Anfang März abschließend in der Lage sein: „Die statistische Auswertung des Jahres 2020 hat gerade erst begonnen.“ Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz teilte dem Tagesspiegel auf Anfrage mit, dass der Radverkehr in Berlin im vergangenen Jahr um etwa 22 Prozent, also ein knappes Viertel, gestiegen sei. Das habe man anhand der entsprechenden Zählstellen ermittelt.
Die niedrige Zahl von 2019 war eine Ausnahme
Beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Berlin ist man zwar besorgt, weist aber darauf hin, dass beispielsweise im Jahr 2016 schon einmal 17 tote Radfahrer in der Stadt zu beklagen waren. „2015 waren es zehn, 2017 neun und 2018 elf“, sagte eine Sprecherin: „Die sechs tödlich verunglückten Radfahrer von 2019 sind also eher die Ausnahme. Leider - denn wir bedauern und betrauern jedes Opfer und stellen ja auch nach wie vor für jedes ein weiß gestrichenes Geisterrad auf.“
Deshalb sei die Politik gerade in Corona-Zeiten, wo viele Menschen vom öffentlichen Nahverkehr auf das Rad umsteigen würden, besonders gefragt. Denn die Infrastruktur hinke dieser Entwicklung nach wie vor hinterher, sagte die Sprecherin: „Die Frage darf nicht länger sein, wie man möglichst viel Verkehr von A nach B bekommt. Die Frage muss sein, wie man möglichst viele Menschen sicher, gesund und klimafreundlich von A nach B bekommt.“
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Deutschlandweit hat sich durch die Corona-Pandemie nicht nur das Verkehrsaufkommen verringert, sondern auch die Zahl der Unfälle. Davon gehen jedenfalls alle Experten aus, auch wenn noch keine abschließende Statistik für 2020 vorliegt. Von Januar bis Oktober erfasste die Polizei im gesamten Bundesgebiet rund 1,9 Millionen Straßenverkehrsunfälle - fast 15 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
Die Zahl der dabei Verletzten ging um 13,3 Prozent, die der Toten - es waren 2336 - um 10,7 Uhr Prozent zurück. Das größte Risiko, tödlich zu verunglücken, bestand im ersten Halbjahr 2020 mit 27 Verkehrstoten je einer Million Einwohner. In Berlin lag dieser Wert bei acht Verkehrstoten je einer Million Einwohner.
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