Flughäfen in Berlin: 2017 könnten in Tegel die ersten Bagger rollen
Große Pläne für Tegel: Das Ziel ist die Ansiedlung von 800 Unternehmen mit zwei Milliarden Euro Umsatz, 15000 Arbeits- und 5000 Studienplätzen. Tegel sei "eines der spannendsten Projekte in Europa", sagt der Chefentwickler. Erst mal muss aber der BER geöffnet werden.
Die Entwicklung des Flughafengeländes in Tegel zu einem Forschungs- und Industriepark ist, soweit man dies jetzt sagen kann, auf einem guten Weg. „Wir rechnen irgendwann 2016 mit der Übernahme des Geländes“, sagte der Chef der Projektgesellschaft, Philipp Bouteiller am Montag im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses. Ab 2017 könnte dann gebaut werden. Die ersten Bauplanungsunterlagen seien in Arbeit, sagte Bau-Staatssekretär Ephraim Gothe. Es werde alles zügig vorangetrieben. Das gilt offenbar auch für die Verkehrsanbindung des künftigen Forschungs- und Industrieparks im Norden Berlins. Gothe sagte dem Parlament zu, das Verkehrskonzept bald vorzulegen. Auch sei die Zusammenarbeit mit dem Bund, dem zwei Drittel der Flächen des Flughafens Tegel gehören, „auf sehr gutem Kurs“. Der Staatssekretär glaubt auch nicht, dass die geplante Bebauung des 495 Hektar großen Areals bei den Bürgern auf ähnliche Bedenken stoßen könnte wie in Tempelhof. „Zumal auch hier eine Fläche frei und naturbelassen bleibt, die so groß ist wie der Tiergarten.“
Alle fünf Fraktionen signalisierten im Ausschuss ihre Unterstützung für das Projekt. Wichtig sei jetzt, mit Blick auf private Investoren im In- und Ausland, „Verlässlichkeit und Schnelligkeit bei der Planung und Bebauung“, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Heiko Melzer. Auch Vertreter von SPD und Linken kritisierten, dass die Stadtentwicklungsbehörde für die Erarbeitung der Bauplanungsunterlagen 12 bis 18 Monate veranschlagt. „Wir hoffen, wissen es aber noch nicht, dass Tegel noch 2015 geschlossen wird, damit der Umbau 2016 losgehen kann“, sagte der SPD-Fraktionsvize Jörg Stroedter. Mit Blick auf mögliche Verzögerungen sei es um so wichtiger, dass an anderer Stelle Zeit eingespart werde.
Jochen Brückmann, Bereichsleiter bei der Industrie- und Handelskammer, forderte ebenfalls energisches Handeln. Bisher sei die Planung vorbildlich verlaufen. In den nächsten zwei Jahren komme es darauf an, „dass die Kraft nicht nachlässt bei der Entwicklung Tegels“. Zusammen mit Buch, Adlershof und der City-West gehöre das riesige Gelände zu den wichtigsten Zukunftsstandorten Berlins. Laut Masterplan soll dort ein 80 Hektar großer Industriepark entstehen, im Terminalgebäude wird die Beuth-Hochschule angesiedelt, die Cité Pasteur ist für eine Mischnutzung von Wohnen und Bauen vorgesehen, der große Rest bleibt ein grüner Landschaftsraum. Dies werde „eines der spannendsten Projekte in Europa“, sagte Projekt-Chef Bouteiller im Ausschuss.
Ziel sei die Ansiedlung von 800 Unternehmen mit zwei Milliarden Euro Umsatz, 15000 Arbeits- und 5000 Studienplätzen. Dem Land Berlin bringe das jährlich 180 Millionen Euro zusätzliche Steuereinnahmen. Ankermieter wird die Beuth-Hochschule sein. Deren Präsidentin Monika Gross sagte im Wirtschaftsausschuss, „dass für uns die Ansiedlung von renommierten Instituten wie der Fraunhofer-Gesellschaft und jungen, forschungsorientierten Firmen wünschenswert ist“. Außerdem hofft Gross für ihre Hochschule auf mehr Planungssicherheit, soweit es den Umzugstermin betrifft. Der aber ist abhängig von der Eröffnung des Großflughafens BER. Ein halbes Jahr danach kann Tegel endlich geschlossen werden.
Ulrich Zawatka-Gerlach