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Schirmherrin Daniela Schadt (Mitte) beim Besuch in einem der „Futour“-Sommercamps der DKJS in Brandenburg.
© Piero Chiussi/DKJS

Festakt in Berlin: 20 Jahre Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert junge Menschen im ganzen Bundesgebiet. Jetzt feiert sie 20. Jubiläum in Berlin.

Die Oster-Camps haben Roland Koch auf Anhieb begeistert. Zwei Wochen lang bekommen Versetzungsgefährdete aus Hessen in den Ferien betreute Formen des Lernens angeboten, die es ihnen ermöglichen, das Schuljahr doch noch zu packen. Statt etwa nur den Auftrieb und die geometrischen Formen eines Floßes auf dem Papier zu berechnen, bauen die Jugendlichen dort solch ein Floß direkt selbst.

Oster-Camps hat der frühere hessische Ministerpräsident durch sein Engagement bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) kennengelernt, die ihren Hauptsitz in Berlin hat. „Für Lehrer ist das gar nicht einfach einzusehen, dass in zwei Wochen erreicht wird, worum sie sich ein ganzes Jahr lang bemüht haben“, sagt Koch. Aber das ist gerade das Besondere an der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, dass sie Impulse gibt, kreative Lösungen findet, wo der Staat von Natur aus zu träge ist, ein Problem erfolgreich zu bekämpfen. Und dann auch Beteiligte aus allen Bereichen ins Boot holt, um ein positives Klima zu schaffen.

Zwei Jugendliche bei einem Besuch in einem Berliner Betrieb während einem der Futour-Sommercamps der DKJS.
Zwei Jugendliche bei einem Besuch in einem Berliner Betrieb während einem der Futour-Sommercamps der DKJS.
© DKJS

Am Freitagnachmittag wird im Schloss Bellevue der 20. Geburtstag der Stiftung gefeiert. Mit dabei ist auch der Stiftungsratsvorsitzende Roland Koch, der vor etwa zehn Jahren in seiner Zeit als Ministerpräsident in den Stiftungsrat kam. „Mir hat es einfach Spaß gemacht, und ich habe da viel Gutes entdeckt, was ich in meinem Land gut brauchen konnte.“ Ursprünglich wurde die Stiftung 1994 auf Initiative der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und der amerikanischen International Youth Foundation gegründet. Deren Gründer Rick Little wollte ein weltweites Netzwerk aufbauen und hatte angefragt, ob nicht in den neuen Bundesländern eine Stiftung gebraucht würde, um die wegbrechenden Jugendstrukturen aufzufangen. Die frühere Hochleistungssportlerin Heike Kahl war von Anfang an Geschäftsführerin der Stiftung.

Ursprünglich ging es darum, Demokratie, Eigeninitiative und Unternehmergeist zu lernen. Inzwischen hat die Stiftung mit 250 Mitarbeitern über 500 Programme und Projekte umgesetzt, über 200 Millionen Euro eingeworben und allein im letzten Jahr 309 726 Kinder und Jugendliche und 275 469 erwachsene Begleiter und Entscheider direkt oder indirekt erreicht. Schirmherrin ist die Lebenspartnerin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt. Im Stiftungsrat sind unter anderem die Ministerpräsidenten der Bundesländer vertreten. Länder, Bund Kommunen und EU geben 68 Prozent der Mittel, der Rest kommt von Stiftungen oder Spendern.

Roland Koch
Roland Koch
© picture alliance / dpa

Trotz des vergleichsweisen geringen Eigenkapitals in nicht einmal zweistelliger Millionenhöhe hat die Stiftung mehr Wirkung erzielt, als anfangs zu erwarten war. Das verdankt sie auch der Zusammenarbeit mit anderen großen und kleineren Stiftungen. Natürlich ist man bemüht, das Kapital zu erhöhen. „Die Spender suchen inzwischen auch uns“, sagt Roland Koch. Die Zusammenarbeit mit anderen großen und kleineren Stiftungen, Unternehmen und der öffentlichen Hand soll weitere Ressourcen erschließen.

Als langjähriger Politiker kennt Koch das Spannungsverhältnis zwischen Stiftungen und Staat sehr genau. Allein über den Umgang mit 14 verschiedenen Rechnungshöfen könnte er lange reden, wenn er nicht der Ansicht wäre, dass viele Anforderungen ganz pragmatisch erfüllt werden können. Ganz klar will die Stiftung keine Aufgaben des Staates übernehmen. Eher sieht sie sich als Plattform des Dialogs zwischen verschiedenen Institutionen, als Impulsgeberin dort, wo neue Ideen nötig sind. „Wir sind das Prickelnde im System“, sagt Koch. Es gehe gar nicht darum, alles selber zu machen. „Wir zeigen den Bauplan und begleiten die Projekte.“ Schülerfirmen und vor allem das Projekt „Youth Bank“, bei dem Jugendliche mit kleinen Beträgen ihre eigenen Ideen umsetzen und das sich mittlerweile in eigener Trägerschaft befindet, haben Koch ebenfalls begeistert. Moderationsbedarf gab und gibt es beim Thema Ganztagsschule. Die dürfe ja nicht dazu führen, das Leben junger Menschen ganztägig zu reglementieren. Also müssen Kirchen und Vereine mit den staatlichen Stellen in einen Dialog gebracht werden.

Das eben kann die Stiftung: frischen Wind bringen, innovative Impulse geben. „Ein Unternehmen würde sich einen Berater wie Roland Berger engagieren. So was Ähnliches sind wir für den Staat“, sagt Koch. Die DKJS bringt Menschen zusammen, die von sich aus vielleicht nicht aufeinander zugingen, obwohl sie gemeinsam in der Lage sind, Probleme zu lösen. Dabei helfen ein über die Jahre angesammelter Erfahrungsschatz, aber auch die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit.

Und die Arbeit wird mehr, denn die Stiftung versteht sich ja auch als Seismograf für die Erkennung gesellschaftlicher Themen. „Die Potenziale junger Menschen zu heben, egal aus welchem Umfeld sie kommen, wird noch wichtiger werden“, sagt Roland Koch. Außerdem werde man sich künftig noch viel mehr mit Fragen der Mediennutzung, des Medienkonsums und der Freizeitgestaltung befassen müssen. „Da ist ein so gravierender Umbruch im Gange, dass die Themen immer drängender werden.“ Trends zu erkennen und eine Mittlerrolle auszufüllen, das wird bleiben, auch wenn die DKJS im Erwachsenenalter weiter voranschreitet. Gewicht hat sie sowieso schon wie eine Alte.

Spenden an: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, IBAN: DE 1710 0208 9000 1556 9999, BIC: HYVEDEMM488. Weitere Informationen unter www.dkjs.de

Elisabeth Binder

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