Grünflächenpflege in Berlin: "... sonst beschweren sich die Bürger"
Was ist denn jetzt auf einmal los? In den Parks wird Rasen gemäht, Hecken werden geschnitten, überall sind Gärtner. Stadtrat Schulte aus Charlottenburg-Wilmersdorf spricht hier über die Pflege des Straßengrüns – und die Möglichkeiten für Bürger, mit anzupacken.
In vielen Bezirken wird derzeit auffallend emsig das Straßengrün gemäht und in den Parks gearbeitet. Marc Schulte (SPD) ist Stadtrat für Stadtentwicklung und Ordnungsangelegenheiten in Charlottenburg- Wilmersdorf. Der 45-Jährige ist eigentlich Lehrer für Mathe und Geschichte. Hier erklärt, was in seinem Bezirk los ist.
Herr Schulte, entlang der kilometerlangen Heerstraße wird seit Tagen gemäht, auch in vielen Parks in einigen Bezirken tut sich was – haben Sie plötzlich Geld gefunden?
Nein, das ist das ganz normale Mähen, vier Mal im Jahr wird das gemacht. Wenn wir im trockenen Sommer zu früh mähen, dann wird das Gras schnell braun und die Bürger beschweren sich. Lassen wir es aber zu lange stehen und hoch werden, dann beschweren sie sich auch. Das letzte jährliche Mähen ist im Herbst, wenn die Blätter gefallen sind – die sammeln wir dann gleich mit ein.
Und in den Parks, was machen Ihre Leute da jetzt?
Alles Mögliche! Der Jungfernheidepark als unsere größte Grünanlage hat neue Radwege bekommen, und zwar aus Gussasphalt mit eingewalzter Granulatdecke. Das ist viel teurer als die üblichen ungepflasterten Wege, hält aber auch viel länger und wird nicht löchrig.
Dann haben Sie wohl Geld?
Wir konnten uns das nur leisten, weil wir dafür einen Teil der Fördergelder fürs Weltkulturerbe Siemensstadt nehmen konnten. Wir dürfen die Mittel auch für die Verschönerung benachbarter Gebiete verwenden.
Wie viele Bäume haben Sie insgesamt im Bezirk?
Wir haben 45 000 Straßenbäume und 300 leere Baumscheiben. Auf 137 von ihnen wollen wir jetzt Urban Gardening machen. Wer will, kann demnächst über das Internet eine Patenschaft für eine Baumscheibe übernehmen und darauf anpflanzen, was er will. Die restlichen Baumscheiben lösen wir auf, um Gehwege zu verbreitern oder Radwege zu schaffen.
Und wenn den Radlern beim Fahren die Zweige ins Gesicht schlagen?
Die schneiden wir ja gerade! Alle Triebe, die in Rad- und Gehwege ragen, werden gekürzt. Das betrifft 8000 Bäume jedes Jahr, davon haben wir aktuell 6000 geschafft.
Wir schneiden auch zugewachsene Verkehrsschilder wieder frei.
Und auf den Baumscheiben können die Bürger alles anpflanzen, zum Beispiel auch Tomaten, um sie später zu ernten?
Ja, die Idee ist, dass der Pate die Hoheit über sein kleines Feld hat. Die Frage ist, ob man an der Straße Tomaten ernten kann oder ob das dann nicht ein anderer tut. Ich stelle es mir schön vor, wenn jetzt Blumenzwiebeln eingesetzt werden und es im Frühling dann überall blüht. Zeitlich schaffen wir das noch. Die Patenschaften gehen noch im September los.
Übrigens, bald beginnt wieder der Aktionstag "Saubere Sache" - diesmal an zwei Tagen. Wenn Sie mehr wissen wollen und auch mal helfen möchten, hier erfahren Sie mehr.